Basale Kommunikation nach Winfried Mall®

Kommunikation ohne Voraussetzungen
mit Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen

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Basale Kommunikation mit Bruno

1984 aufgenommen von Gudrun Emminger


Dies war etwa die 10. Begegnung mit Bruno. Anlass war der Wunsch seiner Betreuer im Heim, ihm ein sinnvolles Angebot zu machen. Bruno zeigte ein gewisses Sprachverständnis, sprach selbst aber gar nicht. Ich wollte zunächst selbst sehen, ob er auf der Ebene der Basalen Kommunikation ansprechbar ist, um diese Umgangsform dann an die Betreuer weiterzuvermitteln. In den vorhergehenden Treffen war Brunos Bereitschaft, sich auf mich einzulassen, immer mehr gewachsen. - Diese Begegnung dauerte ca. 15 Minuten.

Fotos 1 und 2:

Bruno sitzt die meiste Zeit des Tages auf dem Sofa im Zentrum der Wohngruppe. Er hat dabei die Arme eng an den Körper gepresst, die Hände unter den Oberschenkeln. So schaukelt er fast pausenlos vor und zurück. Dabei registriert er genau, was um ihn herum vorgeht, obwohl er infolge früherer Autoaggressionen fast blind ist. 

Foto 3:

Ich begrüße Bruno, er reicht mir die Hand.

Fotos 4 und 5:

Ich setze mich hinter Bruno auf die Lehne des Sofas, ohne direkten Körperkontakt. Nur meine Füße stelle ich eng an Brunos Hüften, was er toleriert. Würde ich ihn mit den Händen berühren, stünde er sicher bald auf und ginge weg. 

Foto 6:

Nach einer Weile fasse ich Bruno an den Schultern und gehe mit meinem Händen in seinem Schaukeln mit. Mal bremse ich das Schaukeln etwas, mal schiebe ich ihn stärker an.

Foto 7:

Nach kurzer Zeit nehme ich meine Hände wieder weg und schaue, wie es bei Bruno angekommen ist. Mein Lachen soll ihm sagen: "Es war nur Spaß!"

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Foto 8:

Ich lege meine Unterschenkel und Knie deutlich an Brunos Seiten an und bremse so für kurze Zeit sein Schaukeln. Es muss sich bei jedem Schaukeln aus dieser "Bremse" lösen. Dann öffne ich meine Beine wieder.

Foto 9:

Überraschend umarme ich Bruno und halte ihn einen Moment relativ fest. Er stutzt erst, versucht dann, sich zu befreien. Ich warte, bis ich seinen Widerstand ansteigen spüre, gebe ihn dann wieder frei. 

Foto 10:

Ich lege meine Hände seitlich auf Brunos Rücken und gehe mit seinem Schaukeln mit, bremse ihn auch ab und zu. Er lächelt.

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Foto 11:

Ich schiebe meine Hände unter Brunos eng an den Körper gepressten Armen hindurch an seinem Brustkorb entlang. Dies löst seine fixierte Armhaltung auf, seine Hände kommen unter den Beinen hervor, berühren meine Hände. Er lächelt immer noch. 

Foto 12:

Bruno versucht, seine Arme wieder in die übliche Haltung zu bekommen. Ich lasse meine Hände auf seinem Bauch, lasse mich in sein erneutes Schaukeln hineinziehen.

Foto 13:

Da ich spüre, es wird Bruno doch zu viel, ziehe ich meine Hände wieder zurück, lasse sie aber auf seinem Rücken. - Ich singe wie in früheren Begegnungen zu seinem Schaukelrhythmus seinen Namen. Er lacht.

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Foto 14:

Von vorn über Brunos Arme hinweg lege ich meine Arme auf seinen Bauch. Er macht eine abwartende Miene.

Foto 15:

Langsam rutsche ich von der Sofalehne hinter Bruno herunter. Damit ist hinter ihm kein Platz mehr, um weiter zu schaukeln. Ich halte ihn an den Schultern, spreche sanft zu ihm.

Foto 16:

Mit den Armen umfasse ich Bruno wieder recht deutlich. Ihm ist das nicht geheuer. Er versucht, nach vorn von mir wegzukommen.

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Foto 17:

Auf meinen verbalen Vorschlag hin setzt sich Bruno auf meinen Schoß. Die Hände sind frei, er schaukelt nicht mehr. Seine Miene wirkt in sich gekehrt und abwartend.

Fotos 18 und 19:

Unter Brunos Armen hindurch fasse ich von vorn seine Schultern, ziehe ihn zu mir her. Ich versuche, seinen Atemrhythmus zu erspüren, um ihn mit meinem Atmen erwidern zu können. Bruno nimmt die Hände zusammen. 

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Foto 20:

Ich bitte Bruno, die Beine auf das Sofa hochzulegen. Er geht darauf ein, ich rutsche mit ihm in die Sofaecke. Nun sitzt er an mich gelehnt zwischen meinen Beinen. Er lehnt zwar den Kopf zurück, sein Körper zeigt aber in seiner Überstreckung, wie angespannt er noch ist.

Foto 21:

Brunos Oberkörper sinkt deutlich auf mich herab. Er wird lockerer, vertraut mir sein Gewicht an. Ich nehme seine Hände auseinander, lege sie auf meine Knie. Dabei versuche ich, in seinem Atemrhythmus zu bleiben und alle Aktivität in unser Ausatmen einzubetten.

Foto 22:

Bruno liegt ganz an mich geschmiegt. Er ist so gelöst, dass ich seine Arme frei bewegen kann.

Foto 23:

Ich lege Brunos Arme weit auseinander und lasse ihn so eine völlig offene Haltung erleben. Dabei bleibe ich stets in seinem Atemrhythmus, versuche, sein Ausatmen vorsichtig zu unterstreichen.

Fotos 24 und 25:

Indem ich meine Füße zwischen Brunos Beine stelle und damit seine Knie auseinander bringe, lasse ich ihn auch hier eine offene Körperhaltung erleben. 

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Fotos 26 bis 29:

Bruno hat dazu angesetzt, die Hände wieder zusammenzulegen, lässt sie jedoch weiter locker liegen. Ich biete ihm nochmals an, sich zu öffnen, indem ich die Hände auseinander führe. - Als ich merke, dass er nicht mehr dazu bereit ist, greife ich seinen Impuls, sie zusammenzulegen, auf und verstärke ihn, indem ich seine Hände fest gegen den Oberkörper presse. Bruno lacht.  

Foto 30:

Wir genießen noch eine Weile das Zusammensein im gemeinsamen Atemrhythmus.

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Foto 31:

Ich führe Brunos Hand an meinen Kopf und dazu, meine Haare zu streicheln.  

Foto 32:

Nach einer Weile löst sich Bruno von mir, schiebt meine Füße von seinen Beinen weg.

Foto 33:

Brunos Hände sind schon wieder unter seinen Oberschenkeln. Er beginnt zu schaukeln. Ich versuche nochmals, ihn zurückzuholen.

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Foto 34:

Bruno versucht, sich mir zu entziehen, um sein Schaukeln aufnehmen zu können.

Foto 35:

Ich öffne meine Hände, zeige Bruno dadurch, daß ich ihn lasse, fasse ihn nur noch an den Hüften.

Fotos 36 und 37:

Ähnlich wie zu Beginn greife ich mit Lauten und Berührungen Brunos Schaukelrhythmus auf, singe seinen Namen dazu. 

Foto 38:

Indem ich Hände und Beine von Bruno wegnehme, teile ich ihm mit: "Ich lasse dich jetzt wieder." - Kurz darauf stehe ich auf und verabschiede mich von ihm.


Bilder der Begegnung als kommentierte Dia-Show


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