Basale Kommunikation nach Winfried Mall®

Kommunikation ohne Voraussetzungen
mit Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen

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Fragen und Antworten


Frage:

Im Rahmen meiner Ausbildung schreibe ich momentan an meiner Facharbeit mit dem Thema Basale Stimulation. Nun bin ich zufällig auf ihr Konzept der Basalen Kommunikation gekommen und stelle mir die Frage, was der wesentliche Unterschied zwischen ihrem Konzept und dem von Andreas Fröhlich ist. Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen, da ich bisher zwar Bücher und Artikel von Ihnen habe, aber dennoch diese Frage stelle. Denn so sehr unterscheiden sich beide Konzepte doch nicht, da das eine nicht ohne das andere kann und beide aufeinander aufbauen. Oder liegt der wesentliche Unterschied bei der Atmung?

Antwort:

Sie haben natürlich recht: Die beiden Konzepte sind nicht weit von einander weg, und in der Praxis gehen sie in einander über. Was Basale Kommunikation als Eigenes bringt, ist eben die Entdeckung, dass der Atemrhythmus auch eine Begegnungsebene und ein Kommunikationsmedium sein kann, wenn man entsprechend "rhythmisch", dialogisch, sensibel damit umgeht. Damit lässt sich sehr gezielt der Aspekt der Kommunikation verwirklichen, der in der Basalen Stimulation zwar sehr zentral heraus gestellt, methodisch m.E. aber eher unklar vermittelt wird.

Einen weiteren Unterschied sehe ich in den Entstehungshintergründen und in Fragen der persönlichen Haltung: Basale Stimulation kommt nach wie vor eher als "Therapie-" und "Förder-" Konzept daher, mit der entsprechenden Rollenverteilung "Therapeut"-"Patient" oder "Lehrer"-"Schüler", während Basale Kommunikation erst mal nichts anderes will, als Kommunikation zu ermöglichen, um dann gemeinsam zu schauen, was "Thema" ist bzw. "wohin die Reise geht", und somit einen konsequent partnerschaftlichen Zugang zu verwirklichen sucht. Sie ist auch offen dafür, dass (erst einmal oder auf Dauer) "nichts anderes" passiert als einfach nur Begegnung und Kommunikation, gerade z.B. bei sehr schwer beeinträchtigten Leuten, bei Menschen im Wachkoma oder mit fortgeschrittener Demenz oder in der Sterbebegleitung. Allerdings hindert einen niemanden daran, auch mit der Basalen Stimulation eine solche Haltung zu pflegen, so dass es weniger ein theoretisch-konzeptioneller Unterschied als einer der Mentalität und der Haltung ist.

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Frage:

Ich bin ein Schüler der Heilerziehungspflege. Wir haben gerade das Thema "Beziehung gestalten und Gruppenprozesse begleiten". Ich habe mich entschieden, ein Referat über Basale Kommunikation vorzutragen. Ich habe schon einiges Im Internet gefunden. Ich hätte aber doch einige Fragen an Sie und wäre sehr erfreut, wenn Sie mir darüber ein bisschen Auskunft geben könnten.

  1. Gab es irgendwelche Kritik am Einsatz Ihrer Methode (seitens von Einrichtungen oder Wohnheimen)? Wenn ja , wie hat diese sich geäussert?
  2. Kann man Basale Kommunikation auch im Wasser durchführen (Schwimmbad, etc,...)?
  3. Verknüpfen Sie Basale Kommunikation zusätzlich noch mit anderen Kommunikationsformen (z.B. Snoezelen, Körpersprache, etc...)?
  4. Was sind die meisten Fehler, die am Anfang bei einer Person gemacht werden, um mit ihr Basale Kommunikation durchzuführen?

Antwort:

Ich will sehen, was ich auf Ihre Fragen antworten kann:

  1. Gab es irgendwelche Kritik am Einsatz Ihrer Methode (seitens von Einrichtungen oder Wohnheimen)? Wenn ja , wie hat diese sich geäussert?

Mein erster Chef (Alexander Sagi) war der festen Meinung, so dürfe ein erwachsener Mann nicht mit z.B. einer erwachsenen Frau (egal, wie schwer behindert) umgehen (wobei dann die Frage ist: Warum bei Kindern?). Er hat auch verhindert, dass mein Buch in seiner "Schriftenreihe zur Heilpädagogischen Übungsbehandlung" erscheinen konnte, wie ursprünglich geplant.

Und bei einem Kongress, als ich ein Video zeigte, bei dem es zu einem sehr schönen Kontakt (gar nicht so körpernah) mit einem autistischen jungen Mann kam, meinte ein Zuschauer, das sei sexueller Missbrauch. Alle andern, die sich danach geäussert haben, konnten das nicht nachvollziehen.

Wenn jemand Mühe hat, Körpernähe zuzulassen, aber nicht das als "seine" Geschichte annehmen kann, sondern es verallgemeinern muss, muss er evtl. solche Umgangsweisen ablehnen (statt: "Ich kann das nicht." heisst es dann: "Das darf man nicht!"). Dabei sollte man das Thema "Sexueller Missbrauch" sicher sehr bewusst anschauen. In meinem Buch habe ich ja einige Gedanken dazu geschrieben.

Sicher wird eine kritische Haltung auch oft einfach durch Ignorieren gezeigt - wobei es da eben zu keiner Sachauseinandersetzung kommen kann. Ich vermute, dass dabei wieder eher die oben geschilderten, persönlichen Aspekte eine Rolle spielen. Dabei stelle ich immer klar, dass nur jemand mit Basaler Kommunikation umgehen sollte, für den das auch persönlich passt. Man kann und sollte sich nicht dazu zwingen, weil das ohnehin nicht geht, sondern nur ein Krampf werden kann. Es kann auch kein Chef seinen Leuten "befehlen", Angebote dieser Art zu machen. Schon bei meinen Kursen ist mir sehr wichtig, dass die Teilnehmer sich aus völlig freien Stücken der Erfahrung aussetzen.

Ich las auch schon mal die Kritik, die Wirksamkeit dieser "Methode" sei wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Das stimmt natürlich in einem strengen Sinn, aber ich glaube, das geht auch kaum. Dazu realisiert sich Basale Kommunikation viel zu individuell. Und dass es immer wieder ganz eindrückliche Veränderungen anstösst, ist wohl unbestritten. Aber auch wenn nicht: Solange sich damit schöne Begegnungen gestalten lassen, bin ich voll zufrieden.

In der wissenschaftlichen Fachwelt - so habe ich den Eindruck - gibt es wenig eigene Auseinandersetzung mit der Thematik. Dafür, so meine Vermutung, sind vielleicht die Lehrenden selbst oft zu weit von der Praxis weg, denn für eine inhaltliche Auseinandersetzung wäre es nötig, erst einmal selbst zu erleben, wie das so geht und sich anfühlt, und zu neuer Theoriebildung gibt das Thema wohl nicht so viel her. Meist werden deshalb meine Aufsätze und Darstellungen referiert und gelobt (was mir recht ist), oder Studenten schreiben Referate und Facharbeiten darüber (und fragen dann mich, so wie Sie, was mir auch recht ist), oder sie laden mich ein, selbst zu referieren oder mal ein Praxisseminar dazu zu machen (was mir noch lieber ist).

  1. Kann man Basale Kommunikation auch im Wasser durchführen (Schwimmbad, etc,...)?

Wenn es in der Art wie das "Wasser-Snoezelen" gestaltet ist (z.B. in einem Whirlpool, wo man auch bequem sitzen kann), kann ich mir das vorstellen, oder gemeinsam in der Badewanne (wenn das möglich ist und passt). In einem grösseren Schwimmbecken wird es - denke ich - schwierig, jemandem so nah zu kommen, dass man gegenseitig den Atem spüren kann. Ich habe da aber keine Erfahrung. Allerdings kann ich auch ohne Einbezug des Atemrhythmus sensibel mit dem andern umgehen, dass er sich mit mir verbunden spürt.

  1. Verknüpfen Sie Basale Kommunikation zusätzlich noch mit anderen Kommunikationsformen (z.B. Snoezeln, Körpersprache, etc...)?

Aber sicher - alles, was möglich ist (wenn auch nicht unbedingt alles auf einmal). Ich sehe Basale Kommunikation (wenn es sich harmonisch und entspannt gestaltet, was es nicht notwendig tut) als eine Art Snoezelen, ohne Material, nur Körper mit Körper, Mensch mit Mensch. Und überhaupt, alles, was der andere von sich gibt, ist Anlass, darauf zu antworten, damit zu spielen, darauf zu reagieren. Und ich setze gern alles ein, was ich so "drauf" habe, wie Elemente aus der Baby-Massage, aus der Gestalttherapie nach Besems, usw. Basale Kommunikation ist keine abgegrenzte "Methode", sondern eher eine Gestaltungsmöglichkeit für Kommunikation, die eben auch den Atemrhythmus als Begegnungsebene einbezieht. Das kann allein für sich stattfinden, aber auch beim Snoezelen, im Rahmen von Basaler Stimulation, von Krankengymnastik, von Körperpflege, beim Nahrung Geben, usw.

  1. Was sind die meisten Fehler, die am Anfang bei einer Person gemacht werden, um mit ihr Basale Kommunikation durchzuführen?

Da habe ich jetzt keine systematische Übersicht. Ich denke, eine Gefahr ist, dass man es eben als "Methode" versteht, die man jetzt "nach Lehrbuch" durchführt. Das kann nie wirklich gelingende Kommunikation geben - so wenig wie eine Mutter, die mit ihrem Baby spielen will, dies "nach Lehrbuch" machen kann (auch wenn es in Büchern gute Anregungen geben mag). Die Intuition, das Spielerische, Absichtslose ist ganz wichtig, und das spürt der behinderte Partner sicher ganz genau.

Ein Fehler ist bei einigen (behinderten) Leuten auch, wenn man ihren Vorbehalten gegenüber Nähe zu rasch nachgibt (Thema Ambivalenz). Es ist oft wirklich ein "Werben" um den andern nötig, ein beharrliches, wenn auch geduldiges Dranbleiben, das den andern natürlich nicht zwingt, aber ihn dennoch überzeugen will, dass es sich lohnt, sich zu öffnen. Das heisst auch Grenzen zu testen, zu riskieren, dass man mal vielleicht übers Ziel hinaus schiesst und sich dann korrigiert, dem andern liebevoll etwas zuzumuten, gleichzeitig kritisch zu reflektieren, was man da so tut, und feedback von andern zu suchen. Mir kommt da immer wieder die Parallele zu einem Flirt in den Sinn...

  • Ich hoffe, dass Sie meine Fragen verstehen und sie nicht als lästig empfinden. Ich würde mich auf eine Antwort freuen.

Solche Fragen regen mich immer wieder selbst an, neu nachzudenken. So lerne ich dazu. Vielen Dank! - Ich habe allerdings jetzt recht spontan geantwortet, deshalb bitte ich Sie, nicht jede Formulierung auf die Goldwaage zu legen. Wenn etwas unklar geblieben ist, fragen Sie ruhig weiter.

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Frage

Im Rahmen meiner Ausbildung zur schulischen Heilpädagogik habe ich Auszüge aus einer Vorlesung von Ihnen in Freiburg 2002 zur Kommunikation ohne Voraussetzungen und einen Beitrag zum Thema Sensomotorische Lebensweisen gelesen. Ich fand es sehr interessant vor allem auch im Bezug auf meine Arbeit als Reitpädagogin für Heilpädagogisches Reiten. Haben Sie Ihr Konzept mit Reiten in Verbindung gebracht? Das würde mich sehr interessieren. Es würde mich freuen, wenn Sie mir weiterführende Literatur oder jemanden angeben könnten, der oder die zu diesem Thema schon etwas gemacht hat.

Antwort

Da ich bisher mit Pferden überhaupt nichts "am Hut" hatte, kann ich auf keine eigenen Erfahrungen oder darauf bezogene Literatur verweisen. Ich kann lediglich versuchen, mich in entsprechenden Situationen hinein zu denken.

Ich stelle mir vor, wenn ein Mensch auf einem Pferd ist, erlebt er dessen Eigenbewegung und -rhythmus als so dominierend, dass er sich fast notwendigerweise dem anpasst. Dabei ist dieser Einfluss des Tieres nicht fordernd (wie oft der von uns Menschen), sondern einfach selbstverständlich, nach dem Motto: "Entweder du passt dich mir an, oder du lässt es.", wobei das Pferd vermutlich auch sensibel den Menschen auf seinem Rücken spürt und wahrnimmt, wie weit sich dieser darauf einlässt.

Auf diese Weise findet sicher eine Art basaler Kommunikation zwischen Pferd und Mensch statt, wenn diese auch eine andere Qualität haben dürfte (vor allem, was die Differenziertheit der Gestaltung angeht) als zwischen zwei Menschen.

Unter dem Aspekt sensomotorischer Erfahrungen fordert das Reiten ganz sicher ein Sich-Einlassen auf eine fremde Bewegung, auf einen anderen Rhythmus, so dass auf diese Weise innerhalb des Themas "Sich in Bewegung erleben" das Moment der Akkommodation "erzwungen" wird.

Das fällt mir so auf die Schnelle dazu ein. Ob es Ihnen weiter hilft, müssen Sie sehen. Falls Sie sich mehr von mir erhoffen, melden Sie sich gerne wieder.

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Frage

Im Rahmen des Psychomotorik Unterrichts hatten die SchülerInnen (in der Ausbildung zur/zum Heilerziehungspfleger/in) Gelegenheit, sich die von Ihnen auf CD dokumentierte und kommentierte Basale Kommunikation mit 'Bruno' anzusehen. Das Interesse daran war so gross, dass danach der Wunsch entstand, Ihnen zu dem Bildmaterial noch ein paar Fragen zu stellen:

  • Wie lange dauerte eine Begegnung mit Bruno durchschnittlich?
  • Wie verlief die allererste Begegnung/ Übung?
  • Konnten die MitarbeiterInnen die Übungen später auch übernehmen?
  • Wie ging es mit Bruno weiter?

Antwort

  • Wie lange dauerte eine Begegnung mit Bruno durchschnittlich?

Ca. 15 - 20 min.

  • Wie verlief die allererste Begegnung?

Ich begrüsste Bruno, bat ihn mitzugehen und ging mit ihm in einen separaten Raum in der Wohngruppe, wo eine Matte am Boden lag und wir ungestört gewesen wären. Ich setze mich auf die Matte und forderte Bruno auf, sich auch hinzusetzen. Er setze sich, stand aber sofort wieder auf und ging zurück an seinen Platz auf dem Sofa. - Bei der nächsten Begegnung blieb ich bei ihm, setzte mich später hinter ihn auf die Sofalehne; von da an entwickelten sich die Begegnungen ähnlich wie die eine Begegnung, die die Fotos zeigen.

  • Konnten die MitarbeiterInnen die Übungen später auch übernehmen?

Im Prinzip schon. Allerdings verliess ich nicht mal 3 Monate später die Einrichtung; eine Kollegin übernahm die weitere Beratung des Teams. Dabei spielten sicher ähnliche Angebote auch eine wichtige Rolle. Sie erzählte mir später, dass Bruno sich weiter geöffnet hatte und viel mehr Interesse an seiner Umwelt zeigte.

  • Wie ging es mit Bruno weiter?

Inzwischen ist Bruno schon etliche Jahre verstorben (ich kenne die Todesursache nicht).

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Frage

Ich bin in der Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. Heute war in einer Blockwoche Basale Kommunikation das Thema, und ich finde es sehr ansprechend. Was mich etwas befremdet, warum bedarf es dazu einer (kostenpflichtigen?) Lizenzierung?

Antwort

Das mit der Autorisierung hat folgenden Hintergrund: Ich möchte nicht, dass jeder, der etwas über Basale Kommunikation gelesen und vielleicht auch ausprobiert hat, hingeht und versucht, diese Umgangsweise an andere zu vermitteln. Dazu gehört meines Erachtens einfach ein breiterer Hintergrund, so in etwa mit den Voraussetzungen, die ich genannt habe. Z.B. möchte ich nicht, dass ein Lehrer in einer HEP-Ausbildung nach Lektüre meines Buches einfach so zu seinen Schülern sagt: Kommt, jetzt zeige ich euch mal, wie Basale Kommunikation geht, setzt euch mal alle zu zweit hin und atmet mit einander (vereinfacht ausgedrückt; aber das ist wohl schon so ähnlich vorgekommen). Dazu ist die Geschichte zu heikel, kann zu sehr unter die Haut gehen, und deshalb möchte ich sicher stellen, dass dieser Lehrer auch einen entsprechenden Hintergrund hat, wenn er Basale Kommunikation vermitteln will. (Von Kosten ist da erst mal nicht die Rede, ich habe auch keine entsprechenden Pläne). Nachvollziehbar? - Die Autorisierung hat nichts damit zu tun, ob und wie man Basale Kommunikation in seiner Arbeit anwendet; es geht mir nur um die Frage der Weitervermittlung.

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Frage

Ich habe bei Ihnen die Fortbildung "Mit dem Körper sprechen lernen" besucht. Ich konnte für mein tägliches Tun einiges mitnehmen, d. h. habe in meiner Assistenz neuen Zugang zu meinem Partner gewonnen. Zusätzlich bin ich als Referent in Sachen "Klangmassage" tätig und vermittle - ähnlich wie in der Basalen Stimulation - einen "Zugang" bzw. ein Medium, das uns in der Kommunikation mit Menschen hilfreich sein kann.

Ich entnahm Ihrer homepage die Information, dass es möglich wäre, unter bestimmten Voraussetzungen, das Konzept der Basalen Kommunikation nach Winfried Mall auch dritten Personen näher zu bringen.

Antwort

Hinter der Idee einer Autorisierung steht mein Wunsch, dass das, was jemand unter der Bezeichnung "Basale Kommunikation nach Winfried Mall" an andere vermittelt, sich auch in etwa mit dem deckt, was ich mir darunter vorstelle. Folgende Voraussetzungen habe ich dazu zusammengestellt:

  1. Mindestens 10 Std. Selbsterfahrung in einer körperorientierten Therapiemethode (z.B. Funktionelle Entspannung, Konzentrative Bewegungstherapie, Atemtherapie nach Middendorf, Alexander-Technik, Eutonie) bzw. entsprechende Erfahrungen.

Das halte ich von daher wichtig, dass du in der Lage bist wahrzunehmen, was sich bei den Teilnehmern eines Seminars so tut, wenn sie intensive Erfahrungen auf Körperebene machen. Du weisst ja nie im Voraus, was du da auslöst, und solltest zumindest in der Lage sein zu sehen, wenn jemand Probleme bekommt, und damit umgehen können. Aber auch schon, um die Selbsterfahrungsangebote entsprechend einfühlsam gestalten zu können, sind solche Hintergrunderfahrungen wichtig. - Du kannst diesen Punkt mit Teilnahmebescheinigungen nachweisen.

  1. Teilnahme an einem Fortbildungsseminar zur Einführung in Basale Kommunikation unter autorisierter Leitung.

Das hast du bereits ja mit dem genannten Kurs absolviert.

  1. Anwendung von Basaler Kommunikation mit einem Partner, der den genannten Zielgruppen angehört, über mindestens 10 Begegnungen (Nachweis durch Protokolle und Video-Demonstration einer solchen Begegnung), mit Reflexion des Verlaufs.

Wenn du anderen Basale Kommunikation als Angebot für schwer beeinträchtigte Menschen vermitteln möchtest, solltest du auch Erfahrung haben, wie sich diese Umgangsweise in der Praxis gestaltet, und ich würde gern selbst erleben, wie dies bei dir tatsächlich aussieht. Dabei kann ich, denke ich, erkennen, bzw. kann mit dir darüber reflektieren, ob du wirklich verstanden hast, worum es geht. (Am liebsten würde ich einmal selbst Basale Kommunikation als passiver Partner mit dir erleben und spüren, wie du es umsetzt.)

  1. Durchführung einer Unterrichts- oder Fortbildungsveranstaltung zur Vermittlung von Basaler Kommunikation, die vor- und nachbesprochen wurde.

Hier möchte ich gern mit dir, wenn du vorhast, Basale Kommunikation weiter zu vermitteln, zuvor besprechen, wie du im Einzelnen planst vorzugehen, sowie hinterher zu reflektieren, wie es gelaufen ist. Am liebsten wäre ich natürlich dabei, aber das wird sich nicht so einfach machen lassen.

Wenn du also die Autorisierung willst, weist du mir am besten zunächst deinen "körpertherapeutischen" Hintergrund nach, sowie die dokumentierten Kontakte mit Hilfe von Basaler Kommunikation mit beeinträchtigten Menschen (Protokolle, ein oder zwei Videos von Begegnungen). Die Reflexion darüber kann ja per e-mail laufen. - Wenn du dann ein Seminar planst, in dem du Basale Kommunikation vermitteln willst, stimmen wir uns zuvor über dein Vorgehen ab und tauschen uns anschliessend darüber aus, wie es gelaufen ist. Vielleicht könnten wir uns dazu mal treffen. Wenn ich dann mit allem zufrieden bin, stelle ich dir ein Zertifikat über die Autorisierung aus.

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Frage

Ich möchte gerne wissen, ob es zu Ihren Veröffentlichungen auch ein Video gibt ? Wenn ja, wo und wie könnte ich es erwerben?

Antwort

Auf der Seite https://www.basale-kommunikation.ch/bk_materialien.html finden Sie das Video einer Begegnung, das Sie auch herunterladen und für fachliche Zwecke (Aus-/Weiterbildung o.ä.) verwenden können.

Dort finden Sie auch eine Fotoserie ("Bruno") mit Kommentaren, auch als Diashow mit von mir gesprochenem Kommentar im Video-Format. Dann gibt es noch das Video eines Interviews mit mir sowie ein Referat von mir zur Erläuterung des Konzepts, aufgenommen bei einem meiner Seminare.

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Frage:

Ich besuchte Ihr Seminar "Basale Kommunikation". Erst einmal möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Mir wurde ein Weg, wohl der beste, gezeigt, um meine Klienten mit schweren körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen dort abzuholen wo sie sind, um mit ihnen dann Stück für Stück einen gemeinsamen Weg weiterzugehen.

Sie haben uns im Seminar die Geschichte vom Karl vorgelesen, eine Geschichte, die mich sehr beeindruckte, und über die es viel nachzudenken gab. Jetzt habe ich sehr oft Praktikanten und Schüler in meiner Gruppe, und möchte Ihnen so gern die Geschichte vom Karl vorlesen und mitgeben, damit sie diese auch ihren Bekannten vorlesen können. Das ist, glaube ich, höchst notwendig in unserer "Wegsehen und nicht nachdenken und nur sehen wie man selbst vorankommt"-Zeit. Ich habe schon sehr viel im Internet gesucht, kann die Geschichte aber nicht finden. Könnten Sie mir vielleicht mitteilen wie oder wo ich diese bekommen kann?

Antwort

Die Geschichte von Karl war das erste Kapitel meines Buches "Kommunikation mit Menschen mit schwerer geistiger Behinderung" in den früheren Auflagen. Hier auf meiner homepage können Sie die Geschichte von Karl und auch Annas Geschichte herunter laden, die ich inzwischen für diesen Zweck einsetze.

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Frage

Sie bauen in ihrer Argumentation auf die primäre Kommunikationsstiuation in der Mutter-Kind-Symbiose als Basis für die Entwicklung von Urvertrauen. Bei Störung oder Verhinderung dieser Erfahrung kann Urangst entstehen und eine autistische Entwicklung ausgelöst werden. Nun haben aber neue Erkenntnisse in der Säuglingsforschung ( u.a. Stern, Dornes) gezeigt, dass es eine Mutter-Kind-Symbiose normalerweise gar nicht gibt, im Gegenteil eine solche erst bei gestörtem Gleichgewicht entstehen kann ...

Das verunsichert mich und bringt mich in eine verzwickte Lage. Kann dieser Widerspruch irgendwie aufgelöst werden - oder sehe ich einen, wo es gar keinen gibt?

Antwort

Kleben Sie nicht zu sehr an Worten. - Was Stern als Entstehen der ersten Bindung beschreibt, ist doch genau das, was ich mit der primären Kommunikation meine. Ich habe den Begriff "Symbiose" angelehnt an Margret Mahler benutzt, und die ist natürlich schon eine Weile nicht mehr so aktuell. Sie können statt dessen auch von der ersten Bindung sprechen.

Was Sie bzgl. Symbiose erwähnen, dass sie nur bei eine gestörten Gleichgewicht entstünde, meint sicher die Auffälligkeit, dass dieses enge Auf-einander-bezogen-Sein auch in einem Alter anhält, in dem es schon überwunden sein sollte. Da würde auch Mahler Ihnen Recht geben.

Worauf es mir ankommt: Ein Mensch kann erst in eine Wechselseitigkeit zu seiner Umwelt (Assimilation-Akkommodation) treten, wenn er erlebt hat, dass es diese Wechselseitigkeit auf eine befriedigende Weise überhaupt gibt. Ur-Vertrauen meint: Ich äussere mich, und da kommt eine Antwort, die mir passt. Wenn ich ein Bedürfnis habe, wird dies erkannt und gestillt. Wenn ich leide, tröstet mich jemand. Wenn ich friere, wärmt mich jemand. Wenn ich Hunger habe, gibt mir jemand zu essen/trinken. Wenn ich mein inneres Gleichgewicht verliere, hilft mir jemand mit Wiegen, Schaukeln, Singen, Streicheln, ..., wieder in Ruhe zu kommen. All diese Erfahrungen bilden die Basis, die es mir ermöglicht, mich dieser ganzen fremden Welt zu öffnen, meinen Körper und meine Sinnesorgane mit ihr auseinander zu setzen, auf Entdeckung zu gehen, Regelmässigkeiten zu erkennen und so meine Absichten immer "ausdrücklicher" ins Spiel zu bringen. (Schauen Sie doch mal in dem entsprechenden Bereich meiner Website, in dem das Konzept der "Sensomotorischen Lebensweisen" vorstellt wird.)

Und an diese Ur-Erfahrung von Wechselseitigkeit versuche ich mit der Basalen Kommunikation wieder anzuknüpfen.

Verwirrung geklärt? Ich hoffe es.

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Frage

Im Heft "Wachkoma und danach" 4 von 2002, schreiben Sie über die Basale Kommunikation. Sie beziehen sich auf einen frühren Artikel in dieser Zeitschrift, da jene 2002 Ausgabe jedoch die erste war die ich bezog, kenne ich ihn nicht. Können Sie mir näheres zu Ihrem Vorgehen mitteilen, bzw. andere Veröffentlichungen nennen?

Ist die Basale Kommunikation vergleichbar mit dem basalen Dialogaufbau nach Zieger?

Ich interessiere mich für diese basale Kommunikation, da ich mit Wachkomapatienten gearbeitet habe und nun eine wissenschaftliche Arbeit zu diesem Thema anstrebe.

Antwort

Sie finden den entsprechenden Artikel im *.pdf-Format auf meiner homepage, ebenso wie weitere Informationen über Basale Kommunikation.

Den "basalen Dialogaufbau nach Zieger" kenne ich bislang nicht. Über Informationen dazu wäre ich dankbar, auch sonst würde mich ein fachlicher Austausch zur Thematik freuen.

Rückantwort

Erst mal vielen Dank für die Informationen und den Artikel. Meine Vorstellungen und Vorgehensweisen sind Ihren ungemein ähnlich. Bei der praktischen Arbeit stellte sich doch ab und zu die Frage ob das Vorgehen wirklich besser als anderes sei. Rein gefühlsmässig bin ich immer noch davon überzeugt (schliesslich will ich es nun in meiner wissenschaftlichen Arbeit theoretisch und praktisch untermauern). Jedoch Ärzte sind mit Gefühlen wenig zu überzeugen, dazu kommt noch, dass in der Frühreha Spontanremissionen doch zum Glück auch vorkommen.

Der "Dialogaufbau nach Zieger" ist an sich nicht seine Erfindung, doch in Deutschland hat Andreas Zieger, Oberarzt am evang. Krankenhaus in Oldenburg, am meisten zu diesem Thema veröffentlicht. Allerdings sind seine Daten Einzelfälle und oft Komapatienten. Artikel von ihm sind z.B. in Lipp/Schlaegel (Hrsg.) "Wege von Anfang an" oder "Neue Forschungsergebnisse und Überlegungen im Umgang mit Wachkoma-Patienten" in Rehabilitation 37 (1998) 167-176.

Antwort

Die Literatur von Herrn Zieger habe ich mir gleich besorgt. Ich sehe eine grosse Verwandtschaft zwischen seinen Erfahrungen und Vorgehensweisen und meinen. Ähnlich wie beim "Somatischen Dialog" (siehe unten) sehe ich keine grundsätzlichen Unterschiede zur Basalen Kommunikation. Was methodisch diese kennzeichnet, ist eben der gezielte Einbezug des Atemrhythmus' als möglicher Ebene von Begegnung und Austausch.

Ich denke, mit einem "streng" empirischen Vorgehen stösst ein Wirkungsnachweis in dieser Situation schon prinzipiell an Grenzen, da man immer einwenden kann, man wüsste ja nicht, ob die Verbesserung nicht sowieso eingetreten wäre. Ich will auch Umgangsweisen wie die Basale Kommunikation gern von der Veränderungszentrierung befreien: Es geht nicht in erster Linie darum, dass sich der Zustand des Patienten "verbessert", sondern darum, dass es ihm besser geht, dass er sich wohler fühlt, und - vor allem - dass ich als Kontaktperson erleben kann: Ich erreiche diesen Menschen, komme mit ihm in einen Austausch. Ich halte das auch für sinnvoll, wenn sich ansonsten gar keine Veränderungen einstellen. - Wenn ich in einen wirklichen Dialog mit dem Patienten eintreten will, darf ich nicht schon mit vorgefertigten Absichten kommen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es letztlich dem Patienten überlassen müssen, ob und wie er seinen Zustand verändern will/kann.

Wenn Sie schreiben:

"Meine Vorstellungen und Vorgehensweisen sind Ihren ungemein ähnlich."

bin ich natürlich neugierig, wie das bei Ihnen konkret aussieht. Könnten Sie mir da mal Näheres schildern?

Rückantwort

Folgende Vorgehensweise habe ich mit einer Kollegin in der Früh-Rehabilitation erarbeitet:

Wir nahmen uns für wenige auserwählte Patienten die Zeit, zu zweit zu arbeiten. Dabei sass ich meist im Fersensitz hinter der Person mit Wachkoma, da ich gut über lange Zeit knien kann. Die Person lehnte an mir, und dadurch konnte ich meist schnell Aufregung beim Atmen entdecken und durch Kontaktatmung wieder in den Normalzustand bringen. Meine Kollegin sass vor der Person und baute wenn möglich Augenkontakt auf bzw. bot Anregungen, auf jeden Fall beobachtete sie genau. Wir stellten fest, dass wir, je weniger wir anboten, umso eher "Erfolg" hatten, wenn man es so nennen will. Klappte etwas nicht, war es meine Aufgabe, aus Sicht des Patienten mögliche Schwierigkeiten anzusprechen.

Allgemeiner will ich mein Vorgehen so beschreiben:

Zur Schaffung eines grossflächigen Kontaktes, setzt sich die Therapeutin so hinter den Patienten, dass er sich mit dem Oberkörper an sie lehnen kann. Je nach bestehenden körperlichen Einschränkungen wird die Sitzposition angepasst, sodass keine Schmerzen entstehen. In dieser Position wird ruhig auf mögliche Veränderungen des Betroffenen geachtet, und die Therapeutin reagiert auf diese in kommentierender oder beruhigender Art. Kommentieren heisst in diesem Fall auch, dass Veränderungen evtl. verstärkt oder mit Unterstützung wiederholt werden. Erst nach einigen Wochen werden bei fehlenden Veränderungen kleine, neue Impulse eingebracht, z.B. besonderes Streichen der Arme und Hände.

Übrigens denke ich, dass eine Überprüfung von Therapien auf Effekte schon wichtig ist. Zum einen um Argumente für eine Bezahlung zu haben (ich wundere mich, dass Sie diese Therapien gezahlt bekommen, oder läuft es nicht über die Krankenkasse?). Zum anderen, weil in der Psychotherapie schon verschiedene Therapien als gut verkauft wurden und sich später herausstellte, dass sie sogar schädlich waren.

Hoffe, dass ich Ihnen mehr Einblick in mein (bzw. ist es doch auch Ihr Vorgehen?!?) Vorgehen geben konnte.

Antwort

Das klingt nicht sehr weit weg von Basaler Kommunikation, wobei der Unterschied, den ich herauszuspüren meine, gar nicht so leicht zu beschreiben ist:

In mir stäubt es sich immer gleich ein bisschen, wenn das Vorgehen einen sehr "Ziel-orientierten" oder gar "technischen" Eindruck macht (wobei das nicht unbedingt daran liegt, wie Sie mit der Patientin umgehen mögen, sondern eher wie es beschrieben wird). Mir liegt absolut viel daran, ohne feste Zielvorstellung in eine Begegnung zu gehen; d.h., das einzige Ziel ist, Begegnung erlebbar zu gestalten, möglichst bei beidseitigem Wohlbefinden. Ich habe dann natürlich schon auch Leitideen dabei, die ich einbringe, so z.B. unnötige Spannung abzubauen - eine möglichst symmetrische, entspannte Körpererfahrung zu ermöglichen - usw. Aber es sind zunächst meine Ideen, und ich versuche bewusst, sie dem andern lediglich anzubieten, dabei aber auch auf jede Regung von ihm zu antworten, die vielleicht ganz andere Themen ins Spiel bringt.

Ein anderer Aspekt: Ich erlebe Basale Kommunikation sehr nah bei Musik - Tanz - Meditation - Spiel - rhythmisch-musikalischem Gestalten. Auch deshalb fühle ich mich nicht so wohl, wenn nach überprüfbarer Wirksamkeit gesucht wird, wobei mir schon klar ist, dass es das Privileg meines Arbeitsfelds - der Heilpädagogik - ist, meist nicht nach Behandlungseinheiten mit Kostenträgern abrechnen zu müssen.

Was die Sitzposition angeht: Ich mag es am liebsten, wenn ich eine feste Lehne hinter mit habe (ein Gymnastikkeil ist ideal) und bei einem grösseren Partner etwas erhöht sitze, der Partner mit dem Rücken an mich gelehnt zwischen meinen Beinen ("Schosssitz" hat das mal jemand genannt - gefällt mir). Nachteil ist manchmal, dass man die Mimik des Partners nicht gut sieht (da hilft vielleicht ein grosser Therapiespiegel), und dass bei einem Erwachsenen man die Beine oft nicht gut erreicht (das lösen Sie ja gut, wenn Sie zu zweit arbeiten - wobei es dann auf Ihre Abstimmung unter einander ankommt, was aber möglich ist).

Was TeilnehmerInnen meiner Kurse immer wieder erstaunt feststellen: Mal wirklich eine Weile gar nichts Konkretes/Aktives tun, ist oft verblüffend wirksam. "Weniger ist mehr!"

Ich bin auf jeden Fall für einen (selbst-) kritischen und reflektierenden Umgang mit derartigen Angeboten. Nur - ich erlebe Basale Kommunikation als so individuell und auch nicht scharf abgrenzbar z.B. von Basaler Stimulation, dass ich mir einen strengen, allgemeinen Wirksamkeitsnachweis kaum vorstellen kann. Es kommt so sehr auf die ganz feinen Umstände an, die m.E. die Wirksamkeit bedingen, und die sich fast nicht greifen lassen: Meine innere Haltung, die Stimmung, die ich vermittle, mein Umgang mit mir in meinem Körper, meine Sensibilität für feinste Regungen beim Partner...

(Nachtrag:) Inzwischen hatte ich Kontakt mit Andreas Zieger und kann nur empfehlen, seine Erfahrungen im Ungang mit Menschen im Wachkoma aufzugreifen. Im Internet: https://www.a-zieger.de/

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Frage:

Ich wollte schon so lange mal fragen, was Sie im ersten Kurs "Basale Kommunikation" für Musik dabei hatten. Es war eine Musik mit Klavier und einem Streichinstrument, viell. Cello, und ich meine, es war vielleicht Arvo Pärt? Falls Sie auch sonst vielleicht einfach so Tipps für Musik hätten, würde ich mich sehr freuen!

Antwort:

Es war die CD "Alina" von Arvo Pärt. Auf ihr gibt es zwei Stücke, eines für Klavier und Streichinstrument (Cello oder Violine), eines für Klavier allein. Das erste ist 3 mal, das zweite 2 mal auf der CD, in jeweils unterschiedlicher Interpretation.

Ich spiele derzeit häufig einfache Glockenspielklänge, die ich mit einem Programm (MindChimes) am PC erzeuge und auf CD brenne. Es klingt angenehm, aber es lenkt nichts ab. Das Programm gibt's als Vollversion für 20 EUR (oder Dollar?) bei MindChimes.

Es gibt eine Demo-Version mit beschränktem Funktionsumfang. Bei der Vollversion gehört noch "Ocean Songs" dazu, das Meeresbrandung simuliert, inkl. Möwen.

Ich habe auch eine CD mit Intrauteringeräuschen, die mit einem rhythmischen Rauschen (Herztöne) einfach den Raum füllt, ohne abzulenken.

Früher hab ich gern mal die CDs von Kitaro gehört. Sie (vor allem die älteren wie "Silk Road") zeichnen sich dadurch aus, dass der Grundrhythmus der Musik die ganze CD hindurch - bis auf Übergangsphasen - ziemlich gleich bleibt, so dass es beim Anhören keine groben Brüche gibt. Inzwischen habe ich sie aber einfach zu oft gehört, und auch der Stil passt mir nicht mehr so gut. Vor allem mit den neueren CDs von Kitaro kann ich nicht mehr so viel anfangen.

Nicht schlecht finde ich auch Kobialka, der Stücke bzw. Motive aus Klassik und Folklore aufgreift und auf eine getragene, "meditative" Art wiedergibt, allerdings mit einigem an elektronischer Bearbeitung. Man muss es mögen (oder nicht). Sie sind auch in Deutschland nicht einfach zu bekommen; ich hab mal ein paar in den USA bestellt, hatte aber Mühe mit der Bezahlung.

Bei meinen Kursen hab ich zu der Partnerübung am Abend ("Spaziergang durch den Körper") derzeit meist "Officium" von Jan Garbarek und dem Hilliard-Ensemble (mittelalterliche Vokalmusik mit Saxophon-Improvisation) und dann Lauten-Musik von John Dowland (Rennaisance) laufen. - Bei der Arbeit höre ich zur Zeit eben viel die Wind-Glockenspiel-Klänge oder einfach die CD mit intrauterinen Geräuschen. Neulich hab ich auch einen Vertrieb gefunden (Oreade in Holland), wo es reine Naturgeräusch-CDs gibt, völlig ohne Synthesizer-"Musik" dazu, was ja sonst bei "Meditations-CDs" fast zwanghaft kommt. Dort lohnt es sich, sich mal umzuschauen.

Zu dem neuen Snoezelen-Buch von Schwanecke im Lebenshilfe-Verlag gibt es eine Doppel-CD zu kaufen. Die Musik darauf ist musikalisch eher anspruchslos, aber sie stört auch nicht, füllt den Raum und lenkt kaum ab, und da die Stücke jeweils genau 30 min lang sind, hat man auch ein Zeitmass, ohne auf die Uhr schauen zu müssen.

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Frage

Ich habe gestern endlich das Werkheft zur basalen Kommunikation zu Ende lesen können und wurde bei einem Satz an unsere Diskussion über Therapie oder Nicht-Therapie erinnert. Dort steht: "Sie (die Basale Kommunikation, Anm. von mir) kann bei entsprechender eigener Kompetenz für therapeutische Prozesse auch bei Menschen ohne Behinderung im Sinn einer intensiven-psychosomatischen Selbst- und Partnererfahrung eingesetzt werden, wobei es zu einer überraschenden Dynamik kommen kann, mit der verantwortlich umzugehen ist." Meine Frage diesbezüglich ist, wie schnell man möglicherweise auch unbewusst in eine therapeutische Schiene gerät, gerade bei der bewussten Beeinflussung des Atemrhythmus?

Antwort

Auch wenn Sie mit Ihrer Schwägerin oder Ihrem Nachbarn in ein Gespräch einsteigen, das auf aktuelle Probleme von ihr/ihm eingeht, kann dies - bewusst oder unbewusst - einem therapeutischen Prozess sehr nahe kommen, und Sie können sich dabei klug/geschickt/hilfreich oder auch ziemlich katastrophal verhalten. Ähnlich sehe ich es bei Begegnungen mit Basaler Kommunikation. Jemand, der z. B. selbst noch grosse eigene, ungestillte symbiotische Bedürfnisse hat, kann mit Hilfe dieser Umgangsweise zu einem behinderten Menschen in eine sehr dichte, vereinnahmende Beziehung treten, die beiden Seiten auf Dauer nicht gut tut und für das Gegenüber einen Übergriff und Missbrauch darstellt. Vermutlich geht das auf diesem Weg noch viel direkter, als es im pädagogischen Alltag auf andere Weise wohl ohnehin geschehen würde. Deshalb ist Ihre Vorsicht sicher begründet.

Andererseits - wie soll man damit umgehen? Man könnte jetzt die Schwelle sehr hoch hängen, ausgefeilte Voraussetzungen verlangen, Supervision usw. fordern, so wie es ja bei etlichen Therapierichtungen gemacht wird. Das hat aber auf der anderen Seite den Effekt, dass dann aus der Sache etwas sehr Elitäres wird, mit dem man sich abgrenzen und über das "gemeine Fussvolk" erheben kann. Und ob man dadurch wirklich qualitativ bessere Beziehungen gestaltet, ist noch lange nicht garantiert. Abgesehen davon, dass ich mich nicht in der Lage sehen würde, einen solchen "Apparat" aufzubauen und zu betreiben. Da bräuchte es eine Vereinigung, Ausbildungsgänge, Prüfungsverfahren, Zertifikate, DozentInnen, SupervisorInnen, usw., und das ist mir einige Nummern zu gross. Dann könnte man mit der Basalen Kommunikation wohl gleich einpacken.

Ich versuche, mit der Problematik so umzugehen:

  • Ich weise deutlich auf die genannten kritischen Aspekte hin und appelliere an die Selbstverantwortung der KursteilnehmerInnen.
  • Ich hoffe, dass bei einem Missbrauch dieser Umgangsweise kritische KollegInnen, Vorgesetzte oder Angehörige vor Ort sind, die dann korrigierend einschreiten können und dies hoffentlich auch tun (so wie es auch bei anderen Aspekten unserer Arbeit der Fall sein sollte).
  • Und dann hoffe ich, dass die betroffenen behinderten Menschen selbst zu erkennen geben, wenn ihnen dieses Angebot nicht hilft, sondern sie eher mehr behindert, indem sie z. B. die Zusammenarbeit verweigern, aggressiv werden oder sonst auffälliges Verhalten zeigen.

Mir ist klar, dies schafft keine Garantie, dass es nicht zu Missbrauch kommt. Diesen wird es vermutlich immer wieder geben, und damit müssen wir wohl leben, auch wenn wir nicht aufhören, dagegen vorzugehen. Wenn wir, um dies zu vermeiden, solche nahen Umgangsweisen völlig ausschliessen, vergeben wir eben auch sehr grosse Chancen, dass etwas Gutes daraus entstehen kann.

Können Sie mit meiner Argumentation etwas anfangen? Ich bin sehr offen für eine Diskussion darüber und freue mich auch über eine kritische Antwort.

Rückantwort

Ihre Antwort zeigt mir, dass Sie die Frage bzw. Thematik ernst nehmen. Anhand Ihrer Argumentation lässt sich ebenso erkennen, dass Sie sehr verantwortungsbewusst damit umgehen. Sie sagen völlig richtig, dass wir leider im pädagogischen Alltag nie vor Missbrauch welcher Art auch immer gefeit sind.

Der Therapiebegriff ist zudem in der Heilpädagogik völlig inflationär gebraucht und daher von vielen Personen bzw. pädagogisch Arbeitenden unreflektiert übernommen worden. Ich stimme Ihnen aber völlig zu, dass Basale Kommunikation nichts Elitäres sein darf, da Kommunikation wichtiger Bestandteil der täglichen pädagogischen Arbeit ist und nicht in Extra-Stunden mit Fachpersonen aus dem Alltag abgekoppelt werden darf.

Basale Kommunikation muss im Alltag unserer Bewohner ansetzen. Gerade die Mitarbeiter im Gruppendienst sind diejenigen, die mit den ihnen Anvertrauten in Kontakt kommen müssen und dafür sämtliche Unterstützungsmöglichkeiten zum Aufbau von Kontakt nutzen können sollten.

Wichtiger Bestandteil jeglicher Pädagogik sollte zudem immer die Selbstreflexion sein. Hierzu kann man die meisten Mitarbeiter nur anregen oder mit ihnen ins Gespräch gehen. Ob diese Selbstreflexion kritisch geschieht und ob davon etwas in das künftige pädagogische Handeln übernommen wird, darauf haben letztliche Sie und ich leider keinen Einfluss.

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Frage

Beim Studium des Konzeptes der Basalen Kommunikation ist bei mir die folgende Frage aufgetaucht: In einigen Quellen geben Sie an, dass in den verschiedenen sensomotorischen Lebensweisen auch andere Interventionsmöglichkeiten zur Anwendung kommen "sollten". So im Text Sensomotorische Lebensweisen - Was heisst das eigentlich: "geistig behindert"?, erschienen in: Behinderte in Familie Schule und Gesellschaft (2004). Dort wird am Ende jeder Lebensweise auf z. B. Physiotherapie, basale Stimulation etc. verwiesen. Ist dieser Verweis so zu verstehen, dass Basale Kommunikation "eigentlich" nur das passende Konzept für die ersten beiden Lebensweisen darstellt? Für mein Verständnis nutzt Basale Kommunikation mit dem Ziel einer zufriedenstellenden Kommunikation bei jeder der beschriebenen Lebensweisen andere Kommunikationsmittel (in Anbhängigkeit von den Ausdrucks und Erlebensmöglichkeiten des Klienten. Und damit ist Basales Kommunizieren auch in der siebten Lebensweise noch ein sinnvolles Angebot. Korrekt?

Im Buch Kommunikation ohne Voraussetzungen (6. Auflage) kommen solche Hinweise auf ergänzende? alternative? angemessenere? Konzepte nicht vor.

Antwort

Danke für Ihre Zuschrift - Sie haben meine Texte offensichtlich gründlich studiert, das freut mich! Ich will mal eine Antwort versuchen:

Die Themen, die in der Basalen Kommunikation angesprochen werden, sehe ich tatsächlich vor allem in den untersten drei Sensomotorischen Lebensweisen (Sicherheit-Vertrauen - Vitalfunktionen - Sich im Körper erleben). Nur ist es ja nicht so, dass diese Themen bei den aufbauenden Lebensweisen keine Rolle mehr spielen würden. Ja, sie sind selbstverständlich auch für nichtbehinderte Erwachsene immer noch tragende Grundlage, und je nach Lebenssituation geraten sie auch schnell wieder in den Vordergrund. Deshalb können auch nichtbehinderte Menschen von Basaler Kommunikation auf tiefe Weise "profitieren".

So, wie ich Basale Kommunikation verstehe, sind ihre "Inhalte" und "Kommunikationsmittel" (Atemrhythmus, Körperkontakt, Bewegung, Stimme, …) vor- bzw. nicht-intentional, d. h. sie vermitteln nicht eine spezifische, ebenso in Worte zu fassende "Botschaft", mit der etwas erreicht werden soll, sondern das Erleben selbst ist schon die Botschaft. Sobald eine Intention dazu kommt, etwas (ein Inhalt, eine Botschaft) mitgeteilt werden soll, würde ich es nicht mehr "basal" (= voraussetzungslos) nennen.

Insofern ist Basales Kommunizieren auch in der siebten Lebensweise (Sich mitteilen und einfühlen) noch ein sinnvolles Angebot, als ein Mensch nicht einfach "in der siebten Lebensweise" lebt, sondern auf der Basis der darunter liegenden sechs Lebensweisen daran gehen kann, die Themen der siebten Lebensweise zu aktualisieren, sie zu leben. Vor allem bei vorliegenden frühen Traumata kann es sehr sinnvoll sein, ihm - soweit er sich darauf einlassen kann - auch dann noch zur Festigung seines "Fundaments" Basale Kommunikation anzubieten. - Wenn also jemand Verhalten zeigt, das sich der siebten Lebensweise zuordnen lässt, ist das sicher kein Grund, Basale Kommunikation als hilfreiches Angebot auszuschliessen, vor allem nicht (und nur so weit ist es möglich umzusetzen), wenn die Person selbst das für sich als hilfreich erlebt.

Für mein Buch (6. Auflage) sah ich den Zusammenhang zwischen den Sensomotorischen Lebensweisen und anderen Handlungskonzepten noch nicht so deutlich. Falls es eine 7. Auflage gibt, kann sich das ändern…

Rückantwort

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Sie hat mir insofern geholfen, da sie mich (als "nicht-Praktiker") nochmals auf den nichtintentionalen Bereich der Kommunikation verwiesen hat. Ein Bereich, den ich mir nur schwer vorstellen kann.

Bei autistischen Menschen allerdings vermute ich per se eher eine Intention und verstehe "in den Haaren ziehen" z. B. als Versuch, eine Wirkung zu erzielen oder seinen "Unmut" seine Unsicherheit oder ähnliches mitzuteilen.

Etwas verwirrend finde ich schon, dass das Angebot der Basalen Kommunikation eher auf die unteren Etagen passt, wo Sie doch genauso ausführlich auf die oberen Etagen eingehen.

Antwort

Wenn ein Baby auf die Welt gekommen ist, "weiss" es noch nicht viel über Kommunikation, darüber, dass es mit gezielten Äusserungen etwas von der Umwelt erreichen könnte. Es muss erst einmal überhaupt lernen, dass es mit der Umwelt (= Menschen) in wechselseitigen Kontakt geraten kann ("Assimilation-Akkommodation"). Das lernt es, weil die anderen Menschen (v. a. die Mutter) auf das Kind so reagieren, als ob es ihnen etwas "sagen" möchte. Beispiel: Das Kind (im 1. Monat) schreit aus Unlust - die Mutter kombiniert, dass es Hunger haben dürfte, und legt es an die Brust - das Kind erfährt: Auf mein Schreien erfolgt eine (hoffentlich) passende Antwort - ich bekomme zu essen (Thema Vitalfunktionen). Bald darauf (spätestens mit ca. 8 Monaten) "weiss" es: Wenn ich Hunger habe, muss ich schreien, dann gibt es etwas zu essen (Thema Erleben der eigenen Wirksamkeit). Und noch später (mit ca. 11 Monaten) findet es einen Laut ("ham-ham"), mit dem es der Mutter mitteilt, dass es zu essen haben möchte (Thema Sich einbringen und teilhaben). Oder: Das Kind kommt abends nicht zur Ruhe und kann nicht einschlafen, obwohl es übermüdet ist, und schreit und quengelt. - Die Mutter "beantwortet" sein Verhalten, indem sie das Kind auf den Arm nimmt, herumträgt, es wiegt, dazu singt. - Das Kind erfährt wieder, dass die Antwort passt, und bildet die Vorstellung aus, dass es in Unlustzuständen hilft, den Körperkontakt zur Mutter zu suchen. Das ist mit "vor-intentionaler" Kommunikation gemeint: Das Kind hat erst einmal noch keine Vorstellung davon, was es mit seiner Kommunikationshandlung erreichen könnte, es verfolgt keine gezielte Absicht (= Intention). Das betrifft vor allem das erste Halbjahr des Lebens; mit ca. 8 Monaten reift die Fähigkeit, die eigene Wirksamkeit zu erleben; mit ca. 11 Monaten ist die erwähnte Vorstellung ausgebildet, und das Kind beginnt, "intentional" zu kommunizieren, hat dafür auch bald differenziertere Mittel (v. a. Sprache).

Stellen Sie sich vor, Sie sind schwer krank, liegen auf Intensivstation und haben grosse Schmerzen, sind aber nur halb bei Bewusstsein, können deshalb nicht sagen, dass Sie Schmerzen haben. Wenn Sie jetzt stöhnen, schwitzen, sich hin und her wälzen, erkennt die Krankenpflegekraft, die sich um Sie kümmert, dass Sie grosse Schmerzen haben dürften, und erhöht die Dosierung des Schmerzmittels. Wenn Sie dann ruhig werden und einschlafen, schliesst sie daraus, dass ihre "Antwort" gestimmt hat. Auch da kommunizieren Sie auf nicht-intentionale Weise. - Oder rufen Sie sich Interaktionssequenzen mit einem Liebespartner in Erinnerung…

Bei autistischen Menschen, die ich im Umfeld "geistige Behinderung" kennen gelernt habe, habe ich oft erlebt, dass das Erleben der eigenen Wirksamkeit (= seriale Wahrnehmung, das sensomotorische Thema vor der intentionalen Wahrnehmung) vorhanden ist und ihr Verhalten (z. B. Haare reissen) in diesem Zusammenhang verstanden werden kann. Z. B.: "Wenn ich die Übersicht verliere und Stress habe, reisse ich jemanden an den Haaren, dann werde ich meine Spannung los, ich weiss, was danach kommt, und habe wieder Kontrolle über die Situation." Hier steht nicht im Vordergrund: "Ich will dir etwas mitteilen und lege Wert darauf, dass du mich verstehst.", sondern eher: "Ich will meine Spannung reduzieren und die Kontrolle über die unübersichtliche Situation wiedergewinnen, und dieses Vorgehen hat sich bewährt." Insofern stimme ich dem Deutungsaspekt "Wirkung erzielen" zu, habe aber Fragezeichen, was die Mitteilungsabsicht angeht. Natürlich kann ein aufmerksamer Beobachter den Zusammenhang erkennen, und das Verhalten wird so für ihn zur Mitteilung, auch wenn der autistische Mensch das nicht beabsichtigt. Das liesse sich sicher anhand eines konkreten Beispiels noch differenzierter diskutieren.

Ihre Verwunderung, warum ich so ausführlich auf die "oberen" Etagen eingehe, verstehe ich nicht ganz. Das Konzept "Basale Kommunikation" und das Konzept "Sensomotorische Lebensweisen" stehen ja in verschiedenem Zusammenhang. "Basale Kommunikation" bietet ein Handlungskonzept an, um voraussetzungslose Wechselseitigkeit erleben zu lassen, da wo das passend ist. "Sensomotorische Lebensweisen" sieht sich als Verständniskonzept für die Grundthemen menschlicher Entwicklung und hat dabei alle Menschen im Blick, insbesondere diejenigen, die man mit der Bezeichnung "geistig behindert" belegt. Konnte ich etwas klären? Das würde mich freuen.

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Frage

Im Rahmen meines Studiums beschäftige ich mich mit Ihrem Ansatz der Basalen Kommunikation. Daher meine Frage: Worin liegt der Unterschied zwischen dem Somatischen Dialog (Andreas Fröhlich), dem Tonischen Dialog (Wolfgang Praschak) und der Basalen Kommunikation? Wo liegen Gemeinsamkeiten?

Antwort

"Somatischer Dialog" ist ein Begriff von Andreas Fröhlich innerhalb seines Konzeptes der Basalen Stimulation. Hier sind zwei Links mit näheren Erläuterungen:

Im Internet finden Sie noch mehr Infos dazu.

Bezogen auf das Verhältnis Basale Stimulation und Basale Kommunikation finden Sie oben vielleicht eine Teilantwort. Zum selben Thema dieses hier, als Einschätzung aus meiner Sicht:

Gemeinsamkeiten

  • Es wird keine Grenze nach "unten" gezogen, ab welchem Entwicklungsstand ein Engagement möglich ist.
  • Kommunikation wird als zentraler Aspekt von Menschsein betont, den es zu stützen und zu fördern gilt.
  • Der beeinträchtigte Mensch wird als Subjekt gesehen, das es in seiner Individualität liebevoll ernst zu nehmen gilt.
  • Es wird die Vermittlung wirklich bedeutungsvoller Erfahrungen angestrebt.
  • Es geht darum, Entwicklung zu ermöglichen.

Folgende Aspekte werden vom Konzept der Basalen Kommunikation besonders betont:

  • Wechselseitigkeit als Grunddynamik jeden Lernens soll un-bedingt erlebt werden können. Kooperationsbereitschaft / -fähigkeit wird nicht  - auch nicht implizit - vorausgesetzt.
  • Basale Kommunikation will die Erfahrung vermitteln: "Es ist gut, dass du da bist - so wie du bist." als Ausgangspunkt jeder (päd-) agogischen Interaktion. Es wird jeder Anspruch vermieden, dass das Gegenüber sich verändern bzw. entwickeln soll. Es geht viel mehr um eine Haltung der "Einladung".
  • Absichtslosigkeit der Begegnung: Inhalte können von spielerischer "Wohlfühl-Begegnung" bis zur therapeutischen Bearbeitung schwieriger Themen wie Ambivalenz, Trauer, Aggression, Rückzug reichen. Das hängt vom Setting wie von der persönlichen und fachlichen Qualifikation des Anwendenden ab. Es wird darauf vertraut, dass das Gegenüber durch sein Verhalten selbst mitbestimmt, was Thema wird.
  • Eine Haltung der unbedingten Offenheit und Intuition ist wichtiger als Ausbildung; mit zunehmender Qualifikation kann sich das Potenzial der Basalen Kommunikation vergrössern.
  • Basale Kommunikation greift gezielt die "basalen" Themen menschlichen Lebens auf (siehe mein Konzept der "Sensomotorischen Lebensweisen"):
    • Einheit - Sicherheit - Vertrauen ("Es ist gut, dass du da bist - du bist in Sicherheit geborgen.")
    •  Sicherung der Vitalfunktionen (v. a. psychische Bedürfnisse: Beruhigung, Trost, Körperkontakt, Entspannung)
    •  Sich angenehm im Körper / in Bewegung erleben (im Kontakt mit einem anderen Menschen)
  • Basale Kommunikation konzentriert sich methodisch auf die Vermittlung basaler Wechselseitigkeit
  • Lerninhalte und -ziele entwickeln sich kooperativ:
    • Was mit einander getan wird, entwickelt sich aus der Interaktion.
    • Lernziele konkretisieren sich im Laufe der Zeit aus den erlebten Bedürfnissen des Gegenübers heraus.
    • Das Gegenüber ist der Akteur seiner Entwicklung, Lernen kann nicht gemacht werden.
  • Hintergrundkonzept der Basale Kommunikation ist die Hierarchie der Lebensthemen (Sensomotorische Lebensweisen - weiterentwickelt aus Piagets Aussagen zur sensomotorischen Grundlage der Intelligenzentwicklung).
  • Basale Kommunikation versteht sich ausdrücklich nicht als abgegrenzte "Methode", sondern als Möglichkeit zur Gestaltung von Wechselseitigkeit, die in verschiedenste Situationen einfliessen kann. Einzelne Begegnungen lassen sich nicht vorweg planerisch gestalten, sondern entwickeln sich im aktuellen Geschehen (siehe auch meine Veröffentlichungen zum Thema).
  • Basale Kommunikation versteht sich eher als "musische" Herangehensweise: Spielerisch, offen, kreativ, spontan, möglichst lustbetont, fehlertolerant; Nähe zu Tanz, Musik, Rhythmik. Kein Arbeitscharakter.

Diese Aspekte lassen sich grossteils auch in anderen Konzepten wie der Basalen Stimulation verwirklichen. Je mehr das geschieht, um so näher werden sich beide Konzepte sein. Die Erfahrung zeigt aber immer wieder - vor allem bei ausbleibender Praxisanleitung - dass in der angeblichen Anwendung von Basaler Stimulation dann doch primär die technischen und materiellen Aspekte (das "richtige" Vorgehen, die "richtigen" Materialien) in den Vordergrund geraten und die Bedeutung von Begegnung und Kommunikation verloren geht. Das scheint mir bei der Basalen Kommunikation kaum möglich, denn sie wird dann ganz offensichtlich nicht "funktionieren".

Zu Wolfgang Praschaks Konzept des "Tonischen Dialogs" habe ich hier eine recht ausführliche Darstellung gefunden. Machen Sie sich selbst ein Bild. Nach meinem Eindruck ist die Intention dabei sehr ähnlich wie bei Fröhlich und mir, aber in den fachlichen / methodischen / terminologischen Zusammenhang von Wolfgang Praschak eingebettet.

Wo sich sowohl das Konzept des Tonischen Dialogs wie des Somatischen Dialogs von meinem Konzept der Basalen Kommunikation unterscheiden, ist die Art und Weise, ob und wie der Atemrhythmus in seiner ganzen Lebendigkeit als Begegnungsebene wahrgenommen und genutzt wird, inspiriert vom Konzept der Funktionellen Entspannung. Ansonsten hat natürlich jedes der Konzepte seine eigene Entstehungsgeschichte und ist so auch mit der jeweiligen Persönlichkeit und dem fachlichen Hintergrund der drei Urheber verbunden, bei allen Gemeinsamkeiten vor allem in der Intention, die ihnen zu eigen sind.

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Frage

Im Rahmen einer Staatsexamensprüfung für das Lehramt Sonderpädagogik beschäftige ich mich zur Zeit sehr intensiv mit Ihrer Idee der Basalen Kommunikation. Ihre Aufsätze und die Informationen auf Ihrer Homepage sind schon sehr aufschlussreich und bieten umfassende Informationen zu der Thematik. Bei einer Frage interessiert mich Ihre Meinung dazu allerdings noch sehr: Wie lässt sich Ihr Ansatz bzw. die Umgangsweisen der Basalen Kommunikation auf den Kontext "Schule" und vor allem auf den Unterrichtsalltag übertragen? Abgesehen von der Grundhaltung in Bezug auf Kommunikation, hinter Ihrer Idee steckt, stelle ich mir die Frage, ob und wie die intensiven Körperbegegnungen, die Sie beschreiben, ebenso im (sonderpädagogischen) schulischen Alltag machbar sind?

Antwort

Schön, dass Sie das Konzept der Basalen Kommunikation für sich entdeckt haben!

Den Arbeitsbereich "Schule" kenne ich selbst nur aus zweiter Hand. Folgendes will ich aber dennoch dazu festhalten:

  • Das Konzept der Basalen Kommunikation richtet sich an Menschen mit umfassenden Beeinträchtigungen. Mit ihnen gezielt zu arbeiten, erfordert ein hohes Mass an Individualisierung, konkret auch viel 1:1-Arbeit. In solchen 1:1-Situationen hat Basale Kommunikation sicher einen Platz.
  • Mit dem Angebot der Basalen Kommunikation können Sie zentrale Grundlagen auch für eine kognitive Förderung vermitteln, die in "traditionellen" Förderkonzepten nicht selten zu kurz kommen:
    •  Sich bedingungslos angenommen erleben
    •  Erregungsmodulation
    •  Erleben von Wechselseitigkeit
    •  Zulassen können von Fremdem (Akkommodation)

(Hilfreich zum Hintergrund dazu das Konzept der Sensomotorischen Lebensweisen – www.sensomotorische-lebensweisen.ch.)

  • Basale Kommunikation als sehr offenes Konzept lässt sich in andere Konzepte der Förderung von Menschen mit umfassender Beeinträchtigung integrieren wie
    •  Basale Stimulation
    •  Snoezelen
    •  Kinästhetik
    •  Physiotherapie
    •  Pflege

Wenn Sie meine Aufsätze auf meiner Website durchgehen, finden Sie einige Gedanken zu diesen Themen.

Unter https://www.heike-rothenbacher.de/ finden Sie Infos zu Heike Rothenbacher, die selbst autorisiert ist zur Weitervermittlung von "Basaler Kommunikation nach Winfried Mall®". Sie arbeitet in einer Sonderschule mit umfassend beeinträchtigten SchülerInnen. Ich bin sicher, sie geht gern auf konkrete Fragen von Ihrer Seite ein.

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Frage

Gibt es Literatur für Basale Kommunikation bei schwerstmehrfach behinderten Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung, die keinen körperlichen Kontakt zulassen können?

Antwort

Literatur direkt zu Ihrem Thema fällt mir keine ein. In England gibt es das Konzept "Intensive Interaction", das diese Zielgruppe im Fokus hat und viele Parallelen zur Basalen Kommunikation aufweist (mehr dazu auf Englisch unter https://www.intensiveinteraction.org/).

Auf meiner Website und in meinen Veröffentlichungen finden Sie sicher viele Hinweise und Erfahrungen, die sich auf diesen Personenkreis übertragen lassen. Unter https://www.winfried-mall.ch/pdf/andreas.pdf finden Sie die Beschreibung einer Begegnung, die in diese Thematik passt.

Vorausgesetzt, Sie haben verstanden, was die Grundprinzipien Basaler Kommunikation sind, können Sie für konkrete Personen Ihren eigenen Weg der Basalen Kommunikation finden. Wenn Sie achtsam genug vorgehen, wird Ihnen die Person schon selbst zeigen, wie Sie mit einander in Austausch treten können, auch ohne sich auf "Literatur" berufen zu können (müssen).

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Frage

Ich bin bereits vor kurzem auf Ihre Seite gestossen, da ich das Thema Basale Kommunikation sehr interessant und notwendig für meine Arbeit finde. Kurz zu mir: Im Rahmen meiner Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin arbeite ich für ein Jahr in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung.

In meiner Gruppe ist eine Mitarbeiterin, nicht sprechend mit einer geistigen Behinderung und einer Tetraparese. Innerhalb der letzten acht Monate konnte ich eine sehr gute Beziehung zu ihr aufbauen, sie sucht von sich aus Kontakt durch ausstrecken ihrer Arme und lautieren. Auf gewisse Geräusche reagiert sie mit Lachen und Lautieren.

Jetzt meine Fragen: Wenn ich mit ihr in eine Begegnung gehe und wir beispielsweise einander gegenüber auf einer Matte sitzen und ich ihre Verhaltensweisen spiegle, krallt sie sich oft sehr fest in meinen Oberarm oder greift mir in die Haare, was sehr weh tut. Da ich sie auf keinen Fall zurückstossen möchte und sie sich angenommen fühlen soll, würde ich gerne eine Strategie entwickeln, um aus dieser festen Umarmung zu gelangen, ohne dass sie sich weggestossen fühlt. Haben sie vielleicht eine Idee?

Ausserdem finde ich es oft schwierig, ein Ende der Begegnung kenntlich zu machen, da in der Gruppe ja noch andere warten und ich nicht die vollen acht Stunden ihr schenken kann. Haben Sie vielleicht auch dafür eine Idee, wie ich das Ende der Begegnung kenntlich machen kann, ohne sie aus der Situation heraus zu reissen...

Antwort

Ich will sehen, was mir dazu einfällt.

  • Wenn Sie von einer "sehr guten Beziehung" sprechen, die Sie zu der Frau aufbauen konnten, leuchtet bei mir ein kleines Alarmlicht auf. Achten Sie darauf, dass Sie mit Ihrem Angebot der Frau letztlich nicht mehr "versprechen", als Sie halten können. Es wird eine begrenzte Beziehung, eine professionelle Beziehung bleiben (müssen). Das trifft evtl. bei der Frau auf ein tiefes, legitimes Bedürfnis nach einer "echten", dauerhaften Beziehung, und das werden Sie unvermeidlich enttäuschen (müssen).
  • Vielleicht lässt sich das Festkrallen der Frau verstehen als ein verzweifelter (?) Versuch, Sie festzuhalten, Sie ganz für sich zu haben. Die Kunst wird dann sein, ihr aufzuzeigen, was für Sie beide in Ihrem Rahmen möglich ist (das ist ja mehr als nichts) und was nicht (nämlich sicher nicht "alles").
  • Vielleicht hilft dabei, wenn Sie Ihren Begegnungen mit Basaler Kommunikation (oder so) einen festen Rahmen geben: Vielleicht zu einem festen Termin, an einem speziellen Ort, mit einer speziellen Hintergrundmusik, einem Duft, oder was immer naheliegt. Vielleicht bekommen Ihre Begegnungen auch eine spezielle Bezeichnung, mit der Sie die Begegnung ankündigen bzw. beginnen, und über die Sie ihr auch mitteilen können, dass sie jetzt zu Ende geht. Vielleicht stellen Sie einen TimeTimer auf oder benutzen eine entsprechende App auf Ihrem Smartphone (kostenlos: Ovo) und machen so den Zeitrahmen Ihrer Begegnung deutlich, mitsamt einem akustischen Signal zum Schluss. Falls Sie mit einem Zeitplan wie bei TEACCH arbeiten, kann die Begegnung ein eigenes Piktogramm bekommen, mit dem ihr klargemacht werden kann, wann Sie sich so nah begegnen und wann eben nicht. – Ausserhalb dieser Situationen begegnen Sie ihr dann eher eine Spur distanzierter als den andern Klient*innen oder überlassen den Umgang mit ihr vorerst eher einer Kolleg*in. Wenn sie Sie dann "ausserplanmässig" für sich beansprucht, machen Sie ruhig aber eindeutig klar (wenn sie es versteht, auch mit Worten), dass jetzt nicht die Zeit für die spezielle Begegnung ist, vielleicht mit Verweis darauf, wann es wieder geplant ist.
  • Wenn die Frau Ihnen weh tut, braucht sie sicher eine klare Rückmeldung, dass Sie das nicht gern haben. Wenn Sie das sachlich, aber bestimmt ausdrücken, muss das keine Zurückweisung sein. Vielleicht lässt sich sogar einüben, auf welche Weise Berührung angenehm ist, und wann es weh tut: Sie könnten die Hand der Frau an Ihren Kopf führen und sie auffordern, Sie sanft zu berühren. Sobald sie beginnt, an den Haaren zu ziehen, melden Sie das zurück und nehmen die Hand weg. Wenn sie es schafft, sanft zu bleiben, loben Sie sie dafür. Ähnlich geht es vielleicht auch mit Berührungen am Arm.
  • Wenn sie Sie schon an den Haaren reisst, empfiehlt es sich, nicht ihre Hand wegreissen zu wollen, denn dann hält sie nur noch fester und es tut noch mehr weh. Sie können mit Ihrer Hand die Hand der Frau gegen Ihren Kopf drücken, dann kann sie nicht mehr reissen, und Sie warten so, bis sie die Hand lösen kann. Das können Sie verbal begleiten und so Rückmeldung geben. Wenn sie Sie in den Arm kneift, können Sie vielleicht Ihre eigene Hand zwischen die Hand der Frau und Ihren Arm schieben, versuchen, ihre Finger zu lösen und zu warten, bis sie loslassen kann. Ich finde bei solchen Aktionen wichtig, einerseits klarzustellen, dass es so nicht gut ist, andererseits aber den Kontakt nicht abbrechen zu lassen.
  • Allgemein kann es ein Weg sein, die Kraft, die Sie in den Bewegungen und Berührungen der Frau spüren, mit ebenso grosser eigener Kraft zu beantworten, spielerisch, ohne in einen Machtkampf zu geraten, aber ruhig auch mit grosser Stärke. Basale Kommunikation muss nicht immer "entspannend", sondern kann auch sehr dynamisch und kraftvoll sein, wenn es gerade "dran" ist.

Frage

Zu ihren Hinweisen... Sie haben mich gerade sehr zum Nachdenken angeregt, ob die Beziehung zu ihr, die wir aufgebaut haben, zu nah ist und ich sie vermutlich enttäuschen werden muss, wenn ich nach meinem praktischen Jahr weg bin... das Festkrallen ihrerseits habe ich tatsächlich nie so gedeutet, eher als Wahrnehmen ihres eigenen Körpers und die Freude an Haaren zu ziehen als allgemeines Interesse an Haaren. Die Idee, eine Begegnung nur zu bestimmten Zeiten zu gestalten, finde ich sehr gut. Das Problem oder mein innerer Konflikt ist irgendwie, dass es mir schwer fällt, innerhalb des Alltagsgeschehens distanzierter zu sein, da sich ausser mir kaum jemand mit ihr beschäftigt oder ihr Aufmerksamkeit schenkt, da die meisten ihren Körpergeruch abstossend finden und es schlimm finden, dass sie häufiger spuckt sowie autoaggressives Verhalten während des Essens zeigt durch Beissen in ihre Oberarme.

Natürlich ist es schwierig, damit umzugehen, aber deswegen einen Menschen zu meiden, geht für mich auf keinen Fall. Wissen Sie, was ich meine? Ich versuche schon, den andern Möglichkeiten zu nennen, die der Mitarbeiterin das Essen erleichtern sollen, aber im meiner Rolle als Auszubildende ist das schwierig, weil schon so eine starke Abneigung gegenüber der Frau herrscht. Aber wenn ich dann an meine professionelle Haltung denke, werde ich trotzdem Zeiträume für besondere Begegnungen festlegen müssen, vielleicht ein bis zweimal in der Woche an denselben Tagen. Das probiere ich in der nächsten Zeit auf jeden Fall aus.

Da die kognitiven Fähigkeiten der Frau so eingeschränkt sind, sind Piktogramme leider keine gute Wahl, aber ich überlege mir etwas anderes, um ihr den Einstieg deutlich zu machen, vielleicht ein Gegenstand, den ich ihr zeige und den sie mit den Begegnungen verbindet. Musik habe ich bisher noch nicht ausprobiert, werde ich allerdings noch tun. Snoezelen, insbesondere verschiedene Lichtreize mit dem Projektor, fand sie sehr gut.

Das mit dem "Festkrallen" habe ich versucht, ihr verbal zu erklären, allerdings hat sie es leider nicht verstanden. Ihre Tipps dafür werde ich nutzen, habe ich intuitiv sogar schon, war mir nur nicht sicher, ob das nicht eher das Gefühl vermittelt, als würde ich auf keinen Fall Körperkontakt zulassen, und sie sich dann weggestossen fühlt.

Die Idee mit dem TimeTimer finde ich super! Werde ich auf jeden Fall einbinden.

Das bedeutet, ich könnte ihre kraftvollen Bewegungen spiegeln, jedoch natürlich ohne ihr dabei auch wehzutun, aber ruhig auch einfach mal etwas fester drücken als gewöhnlich?

Ich werde mich noch mal melden, wie es läuft, wenn Sie wollen. Vielleicht haben Sie noch einen Tip, wie ich die Kolleginnen empfänglicher gegenüber der Mitarbeiterin und dem Thema Basale Kommunikation stimmen könnte?

Antwort

Es ist sicher eine Kunst, in einem professionellen (d. h. begrenzten) Rahmen Beziehung zu gestalten, vor allem, wenn es für die andere Person der Lebensalltag ist und bleibt. Sie werden da immer wieder auf abgrundtiefe Bedürftigkeiten stossen, und Sie werden nicht in der Lage sein, diese wirklich zu befriedigen. Aber es geht eben nicht um "Alles oder Nichts", sondern um das, was Ihnen möglich ist. Sie werden sich nach Ihrem Jahr dort auch wieder verabschieden müssen.

Wenn Sie nur ein Jahr dabei (und dazu noch "Anfängerin") sind, sollten Sie nicht versuchen, Ihre Kolleg*innen von einem anderen Umgang mit der Frau zu überzeugen. Das kann fast nur auf Widerstand stossen, und die Klientin muss es letztlich ausbaden. Das schliesst aber nicht aus, dass Sie für sich den Umgang mit der Klientin positiver gestalten. Vielleicht bemerken es die Kolleg*innen und lassen sich davon "anstecken", vielleicht sogar eher, wenn sie sich nicht vor Ihnen "verteidigen" müssen.

Ja, wenn die Frau in Ihren Begegnungen Kraft ins Spiel bringt, ist das ein Ausdruck von ihr, auf den Sie antworten können. Sehen Sie das Ganze wirklich als "Spiel", aber ohne "Gewinner" und "Verlierer". Je aufmerksamer ("achtsamer") Sie dabei sind, um so feinere Verhaltensdetails können Sie beobachten und Ihr Verhalten darauf abstimmen. Vergessen Sie sich selbst dabei nicht, sondern sind auch mit sich genauso achtsam.

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Frage

Ich bin Notfallsanitäter*in und werde in Kürze eine Fortbildung über das Thema Kommunikation mit besonderen Patientengruppen halten. Über meine erweiterte Rechereche bin ich über die Basale Kommunikation auf Sie gekommen.

Es wäre für mich von unschätzbarem Wert, wenn ich von Ihnen eine Antwort bekommen würde, inwiefern die Basale Kommunikation im Rettungsdienst Anwendung finden könnte. Wir haben häufig mit Patient*innen mit schwersten Beeinträchtigungen oder komatösen Zustanden zu tun.

Es wäre so schön, auch mit diesen Patient*innen in besonderen Kontakt treten zu können, jedoch wird es in unserer Situation kaum möglich sein, uns so nah und lange mit den den Menschen zu verbinden. Alleine das "mit einander Sitzen" stellt schon eine Barriere da, die in unserem Tätigkeitsfeld kaum zu überwinden ist.

Antwort

Danke für Ihre Nachricht, die mich überrascht und gefreut hat. Gefreut, weil ich es super finde, wenn jemand in Ihrem Tätigkeitsbereich sich solche Gedanken macht. Ich will mal sehen, was mir zu Ihrem Anliegen einfällt:

Ich bin ganz sicher, dass Sie im Umgang mit verwirrten / dementen Leuten, mit umfassend beeinträchtigten Menschen, mit Menschen im Koma von den Erfahrungen aus der Basalen Kommunikation profitieren können, vielleicht auch bei Menschen, die aufgrund der aktuellen Situation sehr durcheinander oder erregt sind. Dazu braucht es nicht unbedingt eine Situation, wie ich sie auf meiner Website oder in meinen Veröffentlichungen darstelle.

Es geht meiner Meinung nach in diesen Situationen nicht primär um eine Kommunikation, die Informationen austauscht, also auf Sprache beruht, sondern eher um eine direkte Begegnung von Mensch zu Mensch, und das braucht – von aussen betrachtet – überhaupt nicht viel, in erster Linie Ihre wache Präsenz.

Sie können sich klarmachen, dass Sie immer "kommunizieren", sobald ein anderer Mensch Sie wahrnimmt. Ihre Körperhaltung, die Art, wie Sie sich bewegen, wie Sie sprechen (unabhängig vom Sprachinhalt), wie Sie berühren, wie Sie Ihren Körper auf den Körper des andern abstimmen, all das teilt dem andern etwas über Sie und Ihre Wahrnehmung der Situation mit. (Kennen Sie das Konzept der Kinästhetik? Das würde hier auch gut hineinpassen.) Und da spielt es eine grosse Rolle, WIE Sie präsent sind: Ob Sie gelassen sind, in sich ruhen, Sicherheit ausstrahlen, oder ob Sie hektisch, besorgt, desorientiert agieren. Hier lohnt es sich auf jeden Fall zu investieren, bzw. zu lernen, auf sich zu achten und sich selbst ernst zu nehmen, auch eigene Überforderung rasch zu erkennen und sich Hilfe zu suchen, denn Sie können auf dieser Ebene nicht "lügen", höchstens durch widersprüchliches Verhalten die Verwirrtheit noch steigern. Das Stichwort "Achtsamkeit" fällt mir da noch ein. Ein anderer Aspekt ist der der Resonanz (ich hab nicht alles zu dem Link gelesen). Das ist eigentlich die urtümlichste Weise der Kommunikation: Sie greifen Verhaltenselemente des andern auf und antworten direkt darauf mit eigenem, dazu passendem Verhalten. Intuitiv machen wir viel in dieser Richtung, Sie können es auch gut in der Kommunikation mit Babys und Kleinkindern (oder unter Verliebten…) erleben:

  • Sie passen Ihre Körperhaltung dem andern an, gehen auf seine Höhe, ermöglichen Blickkontakt (erzwingen ihn aber nicht).
  • Sie sind sich dessen bewusst, dass jede Ihrer Berührungen auch eine Mitteilung ist, und gestalten sie entsprechend, lassen dem andern auch Zeit zu reagieren, oder reagieren selbst auf Berührungen durch den andern. Dabei müssen es nicht unbedingt die Hände sein. Jede Körperstelle kann Berührung vermitteln (z. B. der Oberarm, oder wenn Sie sich gegen jemanden lehnen).
  • Sie passen Ihre Stimme dem andern an, in Lautstärke und/oder Tonhöhe, sprechen/tönen vielleicht direkt in die Lautäusserungen des andern hinein (immer sensibel darauf achtend, wie das beim andern ankommt – er soll sich nicht veräppelt vorkommen).
  • Sie nehmen alles wahr, das einen Rhythmus hat, wie Bewegungen (z. B. beim gemeinsamen Gehen) oder eben auch den Atemrhythmus, und "klinken" sich in diesen Rhythmus "ein".
  • Wenn Sie z. B. jemanden führen müssen, der sehr unsicher auf den Füssen ist, können Sie (wenn es grössenmässig passt) hinter ihm gehen, ihn umfassen und mit ihrem Körper stützen und in seinem Rhythmus gehen. Sie können jemanden auch seitlich umfassen / unterfassen oder von vorn die Hände fassen (rückwärts gehend) und im Gleichschritt mit ihm gehen.

Abgesehen davon, dass oft damit die Hilfestellung passender gestaltet werden kann, teilen Sie auf diese Weise eben auch mit: «Ich nehme dich wahr.» - «Ich lasse mich auf dich ein.» - «Ich bin mit dir in Kontakt.» - und Sie erleben selbst auch mehr Facetten dieser Person. Es braucht dafür natürlich ein Minimum an Zeit, um den andern überhaupt wahrnehmen zu können, aber ich bin sicher, es lässt sich dadurch in der Folge Zeit sparen und die Effektivität des eigenen Handelns steigern, und Sie erreichen, dass sich alle Beteiligten dabei wohler fühlen.

  • Wenn Sie den Atemrhythmus des andern wahrnehmen (auch z. B. ein Stöhnen, ein Schreien, Weinen), ist auch das ein Rhythmus, den Sie aufgreifen können. Atmen Sie mal bewusst im Rhythmus des andern (vor allem das gemeinsame Aus-Atmen im Blick). Sie können ihn dies hören lassen, mit einem kleinen oder grossen Laut in sein Ausatmen, oder Sie sprechen bewusst in sein Ausatmen hinein. Sie können ihn dies vielleicht auch spüren lassen, wenn Sie dicht genug bei ihm sind, oder Sie machen dies über feine Vibrationen spürbar, die Sie auf den Körper des andern übertragen, z. B. mit einem ganz feinen, kaum sichtbaren Wiegen ins Ausatmen hinein, wenn Sie dicht neben dem andern sind, oder mit einem ganz leichten Vibrieren Ihrer Hand auf dem Rücken des andern oder an seinem Becken, je nach Ihrer beider Position. Dabei kann es wichtig sein darauf zu achten, wie bewusst der andere das erlebt. Eigentlich sollte diese Zuwendung eher unterschwellig erfolgen, so dass dem andern gar nicht so sehr bewusst wird, was Sie da tun (weil er evtl. sonst gleich nicht mehr unbefangen atmen wird). Darum kann es auch sinnvoll sein, einen solchen Reiz nur begrenzt zu setzen, z. B. über 3-4 Atemrhythmen, und dann wieder zu lassen, je nach Reaktion des andern.

Das Aufgreifen des Atemrhythmus’ ist sicher etwas, das man üben kann, z. B. im privaten Umfeld mit einer Partner*in oder Freund*in. Paare entdecken dabei nicht selten, dass sie schon bisher solche Elemente der «Synchronisierung» erlebt haben, z. B. beim gemeinsamen Gehen, oder bezüglich des Atems im engen Körperkontakt. Es ist also etwas sehr Natürliches, das Sie in Ihren besonderen Situationen bewusst nutzen könnten.

Damit niemand auf die Idee kommt, Sie würden dabei übergriffig handeln, ist es sicher wichtig, sehr offen mit solchen Handlungselementen umzugehen. Dafür kann eine Weiterbildung, wie Sie sie gestalten wollen, hilfreich sein. Es soll sich auch niemand gezwungen sehen, solche Umgangsweisen zu übernehmen, denn das würde nur zur Verwirrung beitragen.

Es gibt übrigens einen Psychotherapie-Ansatz, der ganz ähnliche Zugangsweisen nutzt, nämlich die Prä-Therapie von Garry Prouty, oder auch aus der Sonderpädagogik das Konzept der Intensive Interaction von Dave Hewett (leider nur auf Englisch).

So, jetzt fällt mir nichts mehr ein. Schauen Sie mal, ob Sie noch Fragen haben. Vielleicht hätte ich auch noch ein paar kleine Übungen für Sie, die Sie in Ihre Weiterbildung einbauen könnten.

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Frage

Ist es in der Basalen Kommunikation im Sinne der heilpädagogischen Partnerschaft auch sinnvoll, eine Bindung zu der Klient*in aufzubauen bzw. wo ist aus Ihrer Sicht die Grenze zwischen Bindung und Beziehung? Wie sollte eine professionelle Sichtweise zur Bindung sein?

Antwort

Das ist ein spannender und wichtiger Gesichtspunkt. Ich würde als dritte Variante noch die Möglichkeit von Begegnung dazufügen. Spontan formuliert, würde ich die drei Varianten so unterscheiden:

  • Eine Begegnung ist grundsätzlich jederzeit möglich, selbst wenn man sich gar nicht kennt. Erfolgt sie offen, wohlwollend, zugewandt, einfühlsam, kann auch eine einmalige Begegnung eine sehr wertvolle Erfahrung sein.
  • Eine Beziehung setzt wohl voraus, dass ich mich über längere Zeit und auf eine verlässliche Art und Weise engagiere.
  • Den Versuch, eine echten Bindung aufzubauen, würde ich dann für angemessen halten, wenn ich mich sehr langfristig und intensiv engagiere – das "Vorbild" dazu wäre wohl am ehesten das Eltern-Kind-Verhältnis.

Meine Erfahrungen legen mir nahe, dass die Partner*innen solcher Begegnungen – auch solche mit intensiverer Beeinträchtigung – oft sehr wohl spüren, was man ihnen zu "bieten" hat, und sich entsprechend auf Sie einlassen (oder nicht). Andererseits sollten Sie sich bewusst sein, dass Sie mit derartigen Angeboten vermutlich oft auf sehr tiefsitzende, nicht selten enttäuschte und traumatisierend erlebte Bindungserfahrungen stossen und evtl. Sehnsüchte und Bedürfnisse wecken, denen Sie am Ende nicht gerecht werden können. Das heisst nicht: "Alles oder nichts.", sondern bedingt ein sehr verantwortungsbewusstes Vorgehen, Beobachten, Abwägen, Reflektieren, was genau da in Gang kommt – und eine Menge Respekt vor der Autonomie der Partner*in, die mir vielleicht signalisiert, wann es genug ist. Das wäre auch in etwa meine Vorstellung von Professionalität in diesem Zusammenhang.

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Frage

Im Buch "Basale Stimulation und Kommunikation“ von Greving und Niehoff habe ich gelesen, dass die Gestalttherapie einen Einfluss auf die Entwicklung der Basalen Kommunikation genommen hat. Welche Elemente aus der Gestalttherapie haben Sie im Konzept Basale Kommunikation übernommen? Wie kann man die Gestalttherapie in der Behindertenarbeit anwenden?

Antwort

Es war eine spezielle Variante von Gestalttherapie, die Thijs Besems in Holland entwickelt hat. In den 80er-Jahren war sein Ansatz recht populär, vor allem im Netzwerk diakonischer Einrichtungen in Deutschland, und ich habe auch bei ihm seine Ausbildung besucht. Vieles davon fand ich recht beeindruckend, und es hat meine Sichtweisen auf die betreffenden Menschen weiterentwickelt. Ein paar Stichworte vielleicht: Umgang mit Polaritäten (scheinbaren Gegensätzen) – Erkennen von Ambivalenz – Betonung von Wechselseitigkeit – Umgang mit Kraft – Begegnung auf Augenhöhe … Etliches von ihm und über seinen Ansatz finden Sie in diesem Reader, den Paul Glar zusammengestellt hat (mit Einverständnis von Paul Glar und Thijs Besems hier bereitgestellt).

Frage

Ich mache eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger und darf im Rahmen dessen eine Facharbeit schreiben, zu der ich mehrere Durchführungen planen soll. Mein Thema lautet: "Förderung der Kommunikationsfähigkeit bei einem Menschen mit frühkindlichem Autismus durch Basale Kommunikation".

Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen, da ich mehrere Fragen habe zur praktischen Umsetzung und zur Zielformulierung. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es grundlegend darum, eine Begegnung zu erschaffen, bei der sich der MmB im besten Fall von mir verstanden fühlen soll. Jedoch verstehe ich nicht, wie ich daraus Ziele formulieren soll. Ausserdem tue ich mich schwer, die Vorgaben der Schule mit Ihrer Methode in Einklang zu bringen, da ich für jedes Angebot erstens eben ein Ziel benötige und ich zweitens einen zeitlichen Rahmen von mindestens 40 Minuten pro Angebot einhalten muss. Ich bitte dringend um ihre Hilfe.

PS: Ich lese bereits ihr Werkheft in der 6. Auflage und muss sagen, dass ich wirklich begeistert bin von ihrer Methode. Nur finde ich es auch sehr komplex und herausfordernd, was mich mit meinem jungen Alter etwas überfordert.

Antwort

Herzlichen Dank für Ihre Nachricht! Auch wenn ich Ihnen vermutlich nicht viel weiterhelfen kann ...

 Hier und hier habe ich Ihnen zwei ältere Aufsätze von mir ausgewählt, aus denen vielleicht deutlich wird, dass die Schwierigkeiten, die Sie erleben, dem Thema immanent sind, wenn Sie es im beschriebenen Rahmen Ihrer Ausbildung verfolgen. (Mir graut es schon ziemlich, wenn ich "MmB" - heisst wohl: "Mensch mit Behinderung" - lese und mir vergegenwärtige, dass es dabei eben um einen Menschen wie Sie und mich geht, um Anna oder Philipp oder Adrian oder Nathalie. - Wäre ich dann nur noch der HP, wenn ich mich da einbringen wollte ...? - Ich erlebe diese Sprache als dehumanisierend.)

Haben Sie mal das Video auf meiner Website gesehen? Vielleicht wird Ihnen dann deutlich, dass es mit Basaler Kommunikation so nicht gehen kann, wie es Ihren Dozent:innen wohl vorschwebt. Oder lesen Sie dazu noch diesen Artikel. Auch die Fragen und Antworten hier auf der Seite könnten Ihnen hilfreich sein.

Wie wäre es denn mit dem Ziel: "Ich will dich besser verstehen.", bevor Sie sich Gedanken machen, wie sich der "MmB" verändern soll? Vielleicht kann die Person Sie etwas lehren, das Sie vorher noch nicht gewusst haben. Nur ob das in den Rahmen passt, der Ihnen offensichtlich vorgegeben ist, kann ich nicht versprechen (vermutlich eher nicht).

Dass Sie von meinem Buch begeistert sind, freut mich natürlich. Ich hoffe, es wird Ihnen bei der Lektüre auch deutlich, dass Basale Kommunikation immer ein Weg des Abenteuers ist, der sich nur schlecht planen lässt, und bei dem man sich selbst mit "Haut und Haaren" einbringen muss. Es geht ja um BEGEGNUNG und um KOMMUNIKATION, und das ist immer eine wechselseitige Geschichte.

Es tut mir leid, wenn ich Ihnen nicht die Tipps und Hilfestellungen geben kann, die Sie sich vielleicht erhofft haben. Vielleicht können Sie meine Gedankenanstösse in Ihrer Ausbildung im Austausch mit Ihren Dozent:innen oder Kolleg:innen einbringen. Oder Sie melden sich wieder bei mir, wenn Sie noch nachhaken wollen.

Reaktion

Als erstes möchte ich mich recht herzlich für Ihre schnelle Antwort bedanken. Sie haben mir tatsächlich weitergeholfen mit ihrer Antwort.

Für die Infos, die Sie mir zugesendet haben, bin ich sehr dankbar. Ich werde sie mir auf jeden Fall ansehen. Für die Kritik an dem Ausdruck “MmB” bin ich Ihnen ebenfalls dankbar, und ich möchte mich zugleich für die Verwendung entschuldigen. Ich verstehe, was Sie meinen.

Also um es auf den Punkt zu bringen: Vielen Dank. Ihr Angebot, dass ich bei Bedarf nachhaken kann, werde ich mit Sicherheit in Anspruch nehmen, sobald sich weitere Fragezeichen auftun.

Antwort

Inzwischen - nachdem ich darüber geschlafen habe - kamen mir noch ein paar konstruktivere Gedanken zu Ihrem Anliegen:

Basale Kommunikation "geht" nur ohne vorgefasste Ziele. Das Anliegen sollte sein, die "Ziele" der betreffenden Person kennen zu lernen: Was beschäftigt sie in ihrem Leben, was will sie von ihrer Umgebung, was braucht sie für ein glückliches Leben? Und das braucht einfach Zeit, Offenheit, manchmal Geduld, auch das Aushalten der eigenen Unsicherheit: Ich "darf" gar nicht gleich wissen, was die Person braucht, sonst hat sie ja keine Chance mehr, es mir zu zeigen.

Wenn man das nicht aushalten will/kann (jetzt werde ich wieder etwas sarkastisch), sollte man Automechaniker oder Schreiner lernen.

Eine Hilfe dazu war mir auch immer das Verständniskonzept, das ich unter dem Titel "Sensomotorische Lebensweisen" formuliert habe.

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Frage

Was unterscheidet Basale Kommunikation von Intensive Interaction?

Antwort

Das Konzept der „Intensive Interaction“ wurde in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts von Dave Hewett und Melanie Nind in Herfordshire (England) an der Harperbury Hospital School entwickelt, im Bemühen, „Kindern und Erwachsenen mit schweren Lernschwierigkeiten und/oder Autismus“, „die noch in einem frühen Stadium der Kommunikationsentwicklung sind“, die „vor-sprachlichen Grundlagen der Kommunikation“ zu vermitteln (Zitate von der Website).

Intensive Interaction versucht - so wie ich das Konzept wahrnehme - bei Menschen, die scheinbar kaum mit ihrer sozialen Umwelt in Interaktion treten oder dies sogar aktiv vermeiden, ein Interesse an anderen Menschen zu wecken, indem sie Möglichkeiten sucht, für diese attraktiv zu werden. Diese Personen werden genau beobachtet, ihr Verhalten wird gespiegelt, es werden ihnen begehrte Dinge angeboten, es wird Wechselseitigkeit angeregt. Dabei wird darauf geachtet, die Situation lustvoll zu gestalten, Stress und Überforderung zu vermeiden. Vorbild ist die Kommunikationsentwicklung zwischen Mutter und Säugling, bei der die Mutter dem Kind vermittelt, dass es attraktiv ist und sich lohnt, sich auf andere Menschen und die Umwelt überhaupt einzulassen.

1998 schon wies ich Melanie Nind und Dave Hewett in einem Brief auf die Parallelen zwischen ihrem Konzept und meinem Konzept der "Basalen Kommunikation" hin und schlug ihnen vor, für eine deutsche Übersetzung ihres Buches zu sorgen. Leider gingen sie auf meinen Kontaktversuch nicht ein. Ich denke immer noch, die beiden Konzepte sind sehr verwandt und könnten sich vorzüglich ergänzen.

Nach wie vor halte ich das Konzept der Intensive Interaction für sehr wertvoll und hilfreich, und die Wendung von Nind und Hewett weg von der Haltung von Fachleuten, die meinen zu wissen, was ihre Klienten zu lernen haben, hin zu Partnern, die diesen Menschen erst einmal zuhören und sich bemühen, deren Sprache zu lernen und so ihr Interesse an der Welt zu wecken, hat mich schon 1998 sehr inspiriert. Ich stelle das auch in meinen Weiterbildungen regelmäßig so dar.

In folgenden Aspekten sehe ich allerdings Unterschiede zwischen beiden Konzepten:

  • Basale Kommunikation nimmt den Atemrhythmus als absolut voraussetzungslose Ebene der Kommunikation wahr und bezieht ihn entsprechend in die Interaktion ein.
  • Basale Kommunikation stellt keine „Krankheits-“ oder „Störungsbilder“ in den Fokus, sondern bezieht sich auf die konkrete Kommunikationssituation der betreffenden Person. Damit versteht sie sich als Weg, grundsätzlich auch zu Menschen in anderen Lebenssituationen wie schwerer Demenz, Bewusstlosigkeit, Depression, … voraussetzungslos in Austausch treten zu können.
  • Basale Kommunikation verfolgt nicht explizit entwicklungsorientierte Ziele. Zentrales Ziel ist es, das Erleben von Wechselseitigkeit zu ermöglichen, mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen. Welche Veränderungen sich in der Folge bei beiden involvierten Personen ergeben, bleibt offen und zeigt sich in der fortgesetzten Kooperation.
  • Basale Kommunikation betont mit Nachdruck, dass die methodischen Aspekte des Vorgehens sekundär sind. Im Mittelpunkt steht die ungeschützte Begegnung von Mensch zu Mensch "auf Augenhöhe", die es vermeidet, sich hinter einem "richtigen" methodischen Vorgehen zu "verstecken", und auch Phasen des Nicht-Wissens und der Unsicherheit aushält.
  • Entsprechend verfolgt Basale Kommunikation keine Strategie des "Marketings" mit Weiterbildungskonzepten, Zertifikaten und dergleichen.

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Frage

in Rahmen meiner Ausbildung beschäftige ich mich mit grossem Interesse mit dem Konzept der Basalen Kommunikation. Sie schreiben, dass man, wenn man auf Widerstand trifft, nicht gleich aufgeben soll, bzw., dass man trotzdem weiterhin Versuche startet. Ich verstehe, wie wichtig Kommunikation/Begegnung für schwer geistig beeinträchtigte Menschen ist und frage mich: Darf man auch mal nicht kommunizieren? Ich würde sagen, man soll trotzdem am Ball bleiben, bin mir nur nicht sicher, ob ich richtig liege...

Antwort

Zu Ihrer Frage vielleicht folgende Gesichtspunkte:

  • Nicht selten leben schwer beeinträchtigte Menschen aufgrund ihrer (evtl. traumatisierenden) Lebenserfahrung in einer Haltung grosser Ambivalenz gegenüber ihrer Umwelt. Wenn jemand Nähe erst einmal ablehnt, könnte dahinter auch die Erfahrung stehen, dass Nähe, die von außen kommt, häufig zu Überforderung oder sonst Unangenehmem führt. Wenn jemand noch nie (oder zumindest meistens nicht) erleben konnte, dass Nähe auch aufmerksam / sensibel / rücksichtsvoll / liebevoll angeboten werden kann, wehrt er sich vielleicht erst einmal grundsätzlich dagegen. Wenn ich sofort darauf eingehe und mein Angebot zurückziehe, kann er nicht erleben, dass es bei mir vielleicht anders / angenehmer ist.
  • Ambivalenz heißt eben nicht: "Ich will nicht.", sondern eher: "Ich bin hin- und hergerissen, ob ich wollen kann oder lieber nicht." Hier möchte ich gern die eindeutige Botschaft einbringen: "Ich will gern Kontakt mit dir, auch wenn es dir erst einmal schwerfällt, darauf einzugehen."
  • Natürlich "darf" man auch nicht kommunizieren. Aber auch eine Abwehr ist ja Kommunikation, auf die ich versuchen kann, passend zu antworten. Wenn der andere mich überzeugt, dass er aktuell wirklich nicht will, respektiere ich das selbstverständlich. Aber grundsätzlich gehe ich davon aus, dass Menschen als zutiefst soziale Wesen in der Regel gern in einen positiven, angenehmen Kontakt mit anderen Menschen treten – wenn er den Kontakt erst einmal ablehnt, hat er sicher gute Gründe dafür, aber die müssen nicht unveränderlich sein.
  • Es geht ganz sicher nicht darum, Abwehr zu negieren und den Kontakt «trotzdem» anzubieten. Ich erlebe es eher als ein Werben um den andern, so ähnlich, wie Sie auch bei einem Flirtversuch vielleicht nicht sofort aufgeben, wenn Sie einen «Korb» bekommen, sondern den andern zu überzeugen versuchen, dass Sie wirklich Interesse an ihm haben.
  • Mehrfach habe ich erlebt, dass Menschen mein Kontaktangebot erst einmal ablehnen, worauf ich mich zurückziehe. Erneuere ich mein Angebot kurz darauf, erfolgt keine Abwehr mehr. Mir kommt es dann so vor, als ob sie erst einmal prüfen wollten, ob man mich auch wieder "loswerden" kann, bevor sie sich auf den Kontakt einlassen (ist natürlich meine Interpretation).

Sie merken sicher, dass es dabei wesentlich um Ihre Sensibilität geht, mit der Sie sich dem andern nähern, und um die respektvolle Haltung dem andern gegenüber, die ihm aber auch versichert, dass Sie wirklich an ihm interessiert sind.

Wichtige Hinweise dazu unter
https://www.winfried-mall.ch/allgemein/koerperkontakt.html.


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